Bernhard Heinrich Spreen wird am 26. Oktober 1906 als zweites Kind von Friedrich Heinrich Spreen und Mathilde Spreen auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Karin Spreen) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Martha Behmann und der ältere Bruder von Dietrich Spreen, Friedrich Spreen, Johann Spreen, Minna Wilken und Heino Spreen.
Am Tag von Bernhards Geburt nimmt die Berliner Kriminalpolizei in einer Wohnung in der Langen Straße 22 den Schuhmacher Friedrich Wilhelm Voigt fest. Damit endet die Suche nach jenem Mann, der sich zehn Tage zuvor im Vorort Köpenick entsprechend uniformiert als preußischer Hauptmann ausgegeben und mit einem Trupp auf der Straße aufgegriffener Soldaten im Schlepptau den Bürgermeister verhaftet und die Herausgabe der Stadtkasse erzwungen hatte. Der Vorfall hatte nicht nur im Deutschen Reich höchstes Aufsehen erregt, sondern angesichts der blinden Autoritätsgläubigkeit der Beteiligten weltweit für schallendes Gelächter gesorgt.
Anfang Dezember 1906 muss sich der bereits mehrfach vorbestrafte „Hauptmann von Köpenick“ vor dem Landgericht Berlin wegen widerrechtlicher Freiheitsberaubung, Betrugs, Urkundenfälschung, unbefugter Ausübung eines öffentlichen Amtes und unbefugten Tragens einer Uniform verantworten. Voigt ist in vollem Umfang geständig und kann dem Gericht glaubhaft darlegen, dass ihm nach der Entlassung aus dem Zuchthaus im Februar 1906 praktisch keine andere Wahl blieb als erneut straffällig zu werden. So habe er zwar zunächst Arbeit bei einem Schuhmacher in Wismar gefunden, sei dann aber von der Polizei aufgrund seines Vorstrafenregisters aus der Stadt gewiesen worden. In anderen Städten dasselbe Bild – ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gab.
Angesichts dieser Umstände verurteilen die Richter den schlagartig zum Medienstar und Volksliebling avancierten Angeklagten am Ende nur zu vier Jahren Gefängnis statt zu fünf Jahren Zuchthaus wie vom Staatsanwalt gefordert. Bereits im August 1908 wird Voigt von Kaiser Wilhelm II. begnadigt und lebt fortan recht gut davon, die Geschichte seiner Köpenickiade zu vermarkten. Nachdem er zunächst in Deutschland von Stadt zu Stadt tingelt, siedelt er 1910 nach Luxemburg über, wo er 1912 ein Haus kauft und wenig später sogar im Besitz eines eigenen Automobils sein soll.
In Hurrel steht Bernhard zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Einschulung in die örtliche Volksschule, wo unter anderem Diedrich Gramberg, Diedrich Heinemann, Gerhard Pflug, Adolf Schmerdtmann, Johann Schütte, Dietrich Stolle und Georg Wieting zu seinen in etwa gleichaltrigen Mitschülern gehören. Die sich anschließenden Jahre des Ersten Weltkriegs dürfte Bernhard als höchst entbehrungsreiche Phase seines Lebens in Erinnerung behalten: Vater an der Front, Mutter mit zunächst vier und ab Sommer 1917 fünf Kindern allein auf dem rund neun Hektar großen, von den Großeltern geerbten Hof. Für ihn als ältesten Sohn mit Sicherheit keine einfache Konstellation.
Der Rückkehr des Vaters aus dem verlorenen Krieg und der Geburt der jüngeren Schwester Minna im Januar 1920 folgen Konfirmation, Schulentlassung und die ersten Schritte ins Berufsleben. Letzteres beginnt für Bernhard an sechs Tagen in der Woche mit einem rund 18 Kilometer langen Fußmarsch nach Eversten, wo er in der an der Tonkuhle gelegenen Niederlassung der Dampfziegelei Dinklage arbeitet. Ob er nach dem ebenfalls 18 Kilometer langen Heimweg noch regelmäßig auf dem elterlichen Hof mithilft, ist nicht überliefert – ebenso wenig, wann und unter welchen Umständen er seine spätere Frau Martha Bitter aus Vielstedt kennenlernt.
Bernhard und Martha heiraten am 26. Juni 1930 in Hude. Um Bernhards Arbeitsweg abzukürzen, ziehen beide nach Eversten und werden Eltern von zwei Söhnen, Fritz (geboren im August 1932) und Heinz (Februar 1935). Kurz nach der Geburt von Heinz stirbt Martha überraschend, woraufhin Bernhard mit den beiden Kindern auf den elterlichen Hof nach Hurrel zurückkehrt.
Ohne Partner zwei Kleinkinder großziehen und finanziell über die Runden bringen, das ist und war in jeder Epoche eine Herausforderung – für Männer wie für Frauen. Deshalb liegt es auf der Hand, dass Bernhard zeitig eine neue Ehe anstrebt. Mit Marta Spille aus Dingstede trifft er auf jemanden in ähnlicher Situation – mit dem Unterschied, dass Martas Zwillinge Alma und Dietrich unehelich geboren wurden und schon im Teenager-Alter sind.
Bernhard und Marta heiraten im Mai 1939, wenige Monate vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Als Anfang April 1940 in Hurrel der gemeinsame Sohn Benno hinzukommt, ist Polen längst überrollt, der Angriff auf Dänemark und Norwegen steht unmittelbar bevor. Nur einen Monat später folgen die Niederlande, Belgien und Luxemburg, am 14. Juni 1940 erreichen deutsche Panzer Paris.
Obwohl mittlerweile wieder verheiratet, bleibt Bernhard mit Marta, Fritz, Heinz und Benno zunächst bei seinen Eltern wohnen. Im Laufe des Jahres 1942 siedelt die Familie dann nach Dingstede um, wo sie ein heute nicht mehr bestehendes Heuerhaus an der Nutteler Straße nutzen. Bernhard arbeitet inzwischen für mehrere Dingsteder Bauern, zeitweise aber auch im Zementwerk von Hermann Hagestedt, der sich auf die Herstellung von Dachpfannen und Brunnenringen spezialisiert hat.
Was angesichts des weiter tobenden Krieges nur eine Frage der Zeit ist, tritt prompt ein: Bernhard erhält einen Stellungsbefehl zur Wehrmacht. Die folgenden Jahre verbringt er größtenteils an der Ostfront, wo er durch Granatsplitter schwer verwundet wird und am Ende in russische Kriegsgefangenschaft gerät. Über diese Zeit sind nur wenige Details bekannt, Bernhard selbst spricht nach der Rückkehr 1948 innerhalb der Familie außer mit Marta mit niemandem darüber.
Der Wiedereinstieg im Zementwerk von Hermann Hagestedt ist nur von kurzer Dauer, weil schon bald dessen heranwachsender Sohn Hans Bernhards Aufgaben übernimmt. Vorübergehend macht Bernhard sich deshalb als Brunnenbauer selbstständig. Eine Tätigkeit, die er aber nach einem Unfall – bei Schacht-Arbeiten in mehr als 10 Meter Tiefe fällt ihm ein Eimer auf den Kopf – bereits um 1950 herum wieder beendet. Fortan arbeitet er auf dem Hof des Dingsteder Bauern Georg Schnier (heute: Heinz-Georg Schnier) und bewirtschaftet nebenbei eine kleine Pachtstelle mit einigen Kühen, Schweinen und Hühnern sowie insgesamt zwei Hektar Land.
Sohn Fritz zieht bald darauf ins Ruhrgebiet. Auch Heinz verlässt den elterlichen Haushalt, arbeitet aber ganz in der Nähe – zunächst auf dem Hof von Georg Osterloh (heute: Wilfried und Rita Osterloh), ab 1961 dann auf dem Hof von Gerold Kreye. Er stirbt, durch eine körperliche Behinderung bereits seit der Kindheit benachteiligt, am 27. Mai 1962. Für Bernhard und Marta nicht der einzige Schicksalsschlag in jenen Jahren: Als eines Tages in unmittelbarer Nähe seines damaligen Einsatzortes ein Flugzeug vom Himmel fällt, erleidet Martas im landwirtschaftlichen Lohnbetrieb von Horst Osterloh in Steinkimmen angestellter Sohn Dietrich schwere Verbrennungen.
Vermutlich hätte Bernhard schon früher die Chance gehabt, seinen Pachtbetrieb zu vergrößern oder einen eigenen kleinen Hof zu kaufen. Sein eiserner Grundsatz, keine Schulden zu machen und stets alles in bar zu bezahlen, hält ihn jedoch von einem solchen Schritt ab. Erst im Oktober 1965 zieht er mit Marta, Benno, dessen Ehefrau Erika und der einjährigen Enkelin Marlies von Dingstede nach Bergedorf, wo die Familie am Welsburger Damm zunächst weiter auf Pachtbasis einen rund 16 Hektar großen Milchviehbetrieb bewirtschaftet. Dort erlebt Bernhard bis 1973 die Geburt von vier weiteren Enkeltöchtern, bevor er am 15. September 1975 – schon länger geschwächt durch seine im Krieg erlittenen Verletzungen – einer Lungenentzündung erliegt. Beerdigt ist Bernhard drei Tage später auf dem Neuen Friedhof in Kirchhatten.