Bernhard Haverkamp – Biographie

Bernhard Haverkamp wird am 11. September 1868 als fünftes oder sechstes Kind von Röbe Haverkamp und Catharine Haverkamp auf dem elterlichen Hof in Hurrel geboren. Er ist der jüngere Bruder von Mathilde Lüers, Gerd Hinrich Haverkamp, Johann Haverkamp und Heinrich Haverkamp, der Zwillingsbruder von Hinrich Wilhelm Haverkamp und der ältere Bruder von Meta Katharine Busch, Diedrich Haverkamp, Georg Haverkamp und Martha Hermine Ostendorf.

Wer weiß heute noch, was eine Doppelrute ist? Oder ein Quadratfuß? Ein Jück? Ein Scheffel und ein Lot? Dabei handelt es sich um fünf Maßeinheiten, die Mitte des 19. Jahrhunderts im Großherzogtum Oldenburg gang und gäbe sind. Die Liste ließe sich noch um Dutzende Namen verlängern – und enthielte dann zum Beispiel Bezeichnungen wie Lispfund, Klafter, Wüppe oder Kanne. Im angrenzenden Bremen messen die Menschen mitunter schon wieder ganz anders, ganz zu schweigen vom Herzogtum Braunschweig, dem Königreich Hannover oder der Mark Brandenburg. Ein beispielloses Durcheinander und damit auch ein nicht zu unterschätzendes Handelshemmnis.

Um Abhilfe zu schaffen, beschließt der 1866 unter preußischer Führung gebildete Norddeutsche Bund wenige Wochen vor Bernhards Geburt die Einführung des metrischen Systems. Fortan gilt: Eine Oldenburger Rute misst 5,33 Meter, ein ein Jück großes Grundstück umfasst 4.538 Quadratmeter und ein Lot wiegt 12,79 Gramm. Weil der Bruch mit oft jahrhundertealten Traditionen selten von heute auf morgen gelingt, bleiben eine Reihe traditioneller Bezeichnungen wie Hektar für 10.000 Quadratmeter oder Tonne für 1.000 Kilogramm weiter erlaubt, zudem gibt es eine Übergangsfrist: Verbindlich werden die neuen Maße und Gewichte erst ab dem 1. Januar 1872.

Wie lange in Bernhards Familie noch in den alten Einheiten gerechnet wird, lässt sich nur vermuten. Ebenso, wie groß der exakte Grundbesitz seiner Eltern in Jück oder gemäß der neuen Regeln in Hektar ist. Überliefert ist allerdings, wo sich 1868 ihr in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts abgebrochener Hof befindet: an der Hurreler Straße zwischen den Hausnummern 48 (heutige Eigentümerin: Inge Molde) und 46 (Elke Brumund und Egon Wachtendorf). Dort wächst Bernhard in den folgenden Jahren mit den neun Geschwistern auf. Die älteste Schwester Mathilde ist bei seiner Geburt zehn Jahre alt, die jüngste Schwester Martha Hermine kommt im Mai 1880 zur Welt.

Zu diesem Zeitpunkt besucht Bernhard längst mit den anderen Hurreler Dorfkindern die Volksschule in Lintel, wo neben Zwillingsbruder Hinrich Wilhelm unter anderem Heinrich Brockshus, Diedrich Heinemann und Johann Wachtendorf zu den in etwa gleichaltrigen Klassenkameraden gehören. Allem Anschein nach ist 1880 auch sein weiterer Lebensweg bereits vorgezeichnet, denn das entscheidende Ereignis hierfür lässt sich auf das Jahr 1869 zurückdatieren: Im Februar jenes Jahres ist Bernhards Großvater Gerd Hinrich Haverkamp gestorben, der bis dahin an der Pirschstraße einen der ältesten und größten Hurreler Höfe (heute: Eike und Nathalie Haverkamp) geführt hat. Als Nachfahre des jüngsten überlebenden Sohnes Röbe wird Bernhard bereits 1869 als Grunderbe eingetragen. Möglicherweise siedelt er deshalb schon vor Konfirmation und Schulabschluss zu seiner Großmutter Gesche Haverkamp auf den rund 100 Hektar umfassenden Stammhof über. Ob der Hof bis dahin – möglicherweise an einen von Gesches anderen Söhnen – verpachtet ist oder von Bernhards Eltern mitbewirtschaftet wird, liegt heute im Dunkeln. Dass dabei neben den Familienmitgliedern diverse Knechte und Mägde mit Hand angelegt haben müssen, steht jedoch außer Frage.

Im November 1884 stirbt Großmutter Gesche, vier Tage nach Bernhards 17. Geburtstag am 11. September 1885 dann auch Vater Röbe. Spätestens da dürfte Mutter Catharine ihm die volle Verantwortung für den Stammhof übertragen. Ob Bernhards spätere, aus Nordenholz stammende und neun Jahre ältere Frau Gesine Kreye zu diesem Zeitpunkt in seinem Leben bereits eine Rolle spielt, kann man nur vermuten. Gut möglich jedoch, dass sie ursprünglich zu den Angestellten des Hofes gehört und beide sich durch dieses Dienstverhältnis näherkommen.

Bernhard und Gesine heiraten am 25. Februar 1892 in Hude. Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor: Klara (März 1892), Johann Carl (Juli 1894), Georg Heinrich (Juli 1898) und Bernhard Diedrich (August 1902). In die Zeit zwischen Georg Heinrichs und Bernhard Diedrichs Geburt fällt ein Ereignis, das bis heute nachwirkt: Am 23. April 1899 – einem Sonntag – hebt Bernhard im Gasthof von Carl Busch zusammen mit anderen Hurrelern den örtlichen Schützenverein aus der Taufe und übernimmt dessen Vorsitz. Ein Amt, das er mutmaßlich bis zu seinem Tod ausübt und sich dadurch rund anderthalb Jahrzehnte lang um die Dorfgemeinschaft verdient macht.

Bernhards letztes Lebensjahr ist überschattet vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs, an dem Sohn Johann Carl und Bernhards jüngster Bruder Georg von Beginn an teilnehmen. Vier Monate später fällt Georg an der Ostfront. Bernhard selbst stirbt am 27. Februar 1915 an einer Lungenentzündung im Peter-Elisabeth-Krankenhaus in Delmenhorst. Beerdigt ist er vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.