Bernhard Gerhard Deharde wird am 18. August 1915 als drittes oder viertes Kind von Johann Hinrich Deharde und Anna Margarethe Deharde in Jaderlangstraße in der Gemeinde Jade geboren. Er ist der jüngere Bruder von Martha Büsing und Helene Hörmann und der Zwillingsbruder von Hinrich Reinhard Deharde.
Im Sommer 1915 tobt in Europa der Erste Weltkrieg, und die Kämpfe werden – wie die Einträge in den einzelnen Heeresberichten für den 18. August dokumentieren – an fast allen Fronten mit unbarmherziger Härte geführt. Das zeigt sich nur einen Tag später auch an einem Ereignis, das als Baralong-Zwischenfall in die Geschichtsbücher eingeht. Am 19. August 1915 versenkt circa 70 Seemeilen südlich der irischen Stadt Queenstown der als US-Transportschiff getarnte britische Kreuzer HMS Baralong das deutsche U-Boot U-27. Anschließend lässt der Kommandant des Kreuzers auf etwa ein Dutzend im Wasser treibende Überlebende das Feuer eröffnen, von denen sich schließlich vier auf einen zuvor von der Besatzung des U-Boots aufgebrachten Frachter retten können. Das hilft ihnen jedoch nichts, sie werden im Maschinenraum des Frachters von einem britischen Kommando aufgespürt und ebenfalls erschossen.
Der Protest gegen dieses mutmaßliche Kriegsverbrechen verpufft schnell, denn auch von deutscher Seite gibt es immer wieder Verstöße gegen internationales Seerecht. Nur wenige Stunden vor dem Baralong-Zwischenfall etwa versenkt das deutsche U-Boot U-24 vor der Südküste Irlands ohne jede Vorwarnung den britischen Passagierdampfer Arabic. Dass bei dieser Aktion wie schon beim zwei Monate zuvor erfolgten Angriff von U-20 auf den Luxus-Liner Lusitania am Krieg unbeteiligte US-Amerikaner ums Leben kommen, sorgt in deren Heimat für Empörung. Letztlich ist der später noch einmal verschärfte uneingeschränkte U-Boot-Krieg einer der Hauptgründe für den Kriegseintritt der USA im April 1917.
Ob Bernhards Vater am Wahnsinn des Ersten Weltkriegs aktiv teilnimmt, ist in der Familie nicht mehr bekannt. Falls ja, kehrt er Ende 1918 unversehrt zurück und arbeitet anschließend wieder in der Landwirtschaft. Inwieweit Bernhard, sein Zwillingsbruder und die beiden deutlich älteren Schwestern darin eingebunden sind, lässt sich heute ebenfalls nicht mehr mit Gewissheit sagen – ebenso wenig, wie die Familie die stürmischen ersten Jahre der Weimarer Republik und die Hyperinflation von 1923 erlebt. Durch Erzählungen überliefert ist allerdings, dass Bernhard von frühen Kindesbeinen an einen engen Bezug zum Element Wasser hat. Direkt hinter seinem Elternhaus verläuft die Jade, in der er mit Bruder Hinrich Reinhard regelmäßig schwimmen geht. Eine Angewohnheit, die seinem Bruder an einem heißen Julitag des Jahres 1929 zum Verhängnis wird: Er springt ohne sich abzukühlen in den Fluss und stirbt nach einem dabei erlittenen Kreislauf-Kollaps.
Einige Monate nach diesem Unglück verlässt Bernhard die Volksschule und beginnt eine Ausbildung zum Zimmermann. Seine Lehrjahre fallen einmal mehr in eine schwierige Zeit: Die aus den USA herüberschwappende Weltwirtschaftskrise stürzt auch in Deutschland Millionen Menschen ins soziale Elend und begünstigt den Aufstieg der Nationalsozialisten. Noch bevor Reichspräsident Paul von Hindenburg im Januar 1933 deren Anführer Adolf Hitler zum Reichskanzler ernennt und damit der Diktatur des Dritten Reichs den Weg ebnet, beeinflusst eine der letzten Entscheidungen der alten Reichsregierung Bernhards weiteres Leben: Sie beschließt am 15. November 1932 einen Flottenaufbauplan, der auch Flugzeuge, einen Flugzeugträger und U-Boote vorsieht – also Waffensysteme, die Deutschland laut den Bedingungen des Versailler Vertrags verboten sind. An diesem Plan hält der neue NS-Staat fest.
Am 1. Juni 1935 wird aus der bisherigen Reichsmarine die Kriegsmarine, die nach dem drei Wochen später abgeschlossenen deutsch-britischen Flottenabkommen massiv aufrüstet und entsprechend Personal benötigt. Bernhard meldet sich freiwillig und lässt sich in Wilhelmshaven zum Helmtaucher ausbilden – sehr wahrscheinlich auf dem Mitte April 1935 in Betrieb genommenen Schulschiff Taucher.
Wann und unter welchen Umständen Bernhard seine künftige Ehefrau Fredegunde Timmermann aus Hurrel kennenlernt, ist in der Familie nicht mehr bekannt. Fredegunde arbeitet in jenen Jahren im Haushalt eines Rasteder Heizungsbauers, nur rund 10 Kilometer von Bernhards Elternhaus entfernt. Gut möglich, dass sich beide auf einem Tanzabend in der 1929 gegründeten und schon damals überregional bekannten Gaststätte von Jabbo Jabben in Südbollenhagen näherkommen.
Viel freie Zeit können die beiden Frischverliebten nicht miteinander verbringen: Schon bald nach seiner Taucherausbildung wird Bernhard auf das Panzerschiff Deutschland abkommandiert, das danach vor dem Hintergrund des Spanischen Bürgerkriegs mehrere Auslandseinsätze absolviert. Ob er an Bord ist, als das Schiff am 29. Mai 1937 vor Ibiza auf Reede liegend von mehreren spanischen Flugzeugen angegriffen wird, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Insgesamt kommen bei dem Angriff 31 Matrosen ums Leben, an die im Rüstringer Stadtpark in Wilhelmshaven ein Ehrenmal erinnert.
Als das Panzerschiff Deutschland im September 1938 während der Sudeten-Krise im Seegebiet zwischen den Azoren und den Kanaren auf einen möglichen Kriegsausbruch wartet, hat Bernhard vermutlich bereits die Einheit gewechselt und seinen Dienst in der U-Boot-Flotte aufgenommen – oder er steht kurz davor. Auf welchem Boot er fährt, als zwölf Monate später mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg beginnt, liegt heute im Dunkeln, ebenso die weiteren Stationen bis Mitte 1943. Sein Heimathafen während dieser ganzen Zeit dürfte allerdings Wilhelmshaven sein. Als Wohnort nennen amtliche Dokumente ab dem 22. Dezember 1942 Hurrel: An diesem Tag heiraten Bernhard und Fredegunde während eines kurzen Heimaturlaubs in Hude.
Fredegunde lebt nach der Hochzeit wieder bei ihren Eltern Adolf und Helene Timmermann am Vossbarg (heute: Ewald und Adda Haverkamp), im Juli 1943 kommt der gemeinsame Sohn Manfred hinzu. Nach dessen Geburt arbeitet Bernhard in Wilhelmshaven einige Monate lang als Ausbilder an einem speziellen Atemschutzgerät, dem Tauchretter. Weil er aber an Land die ganz spezielle, an Bord eines U-Bootes herrschende Kameradschaft vermisst, meldet er sich freiwillig an die Front zurück.
Bernhards letzte Station im Weltkrieg wird das Ausbildungs-U-Boot U-878, das am 6. Januar 1944 in Bremen vom Stapel läuft und auf dem er am 14. April 1944 als Obersteuermann seinen Dienst antritt. Die erste Fahrt führt ihn über Kiel und Sonderburg in den neuen Heimathafen Stettin. In der zweiten Jahreshälfte läuft U-878 verschiedene Ausbildungsstationen an der Ostseeküste an, bevor es Anfang 1945 zurück nach Kiel und von dort zum ersten Kriegseinsatz geht: Im norwegischen Kristiansand nimmt das Boot Medikamente für die noch in Frankreich stehenden Truppen auf. Am 20. März 1945 läuft es nach 39 Tagen ohne Feindberührung in den Hafen von Saint-Nazaire ein. Dort trifft Bernhard Fredegundes 19-jährigen Bruder Arnold, der gegen die vorrückenden Amerikaner kämpft. Dass Bernhard im September durch die Geburt von Sohn Helmut zum zweiten Mal Vater werden wird, weiß zu diesem Zeitpunkt vermutlich keiner von beiden.
Bernhards mit seinem Kommandanten abgestimmtes Angebot, die Gruppe als 52. Besatzungsmitglied auf der Rückfahrt nach Kiel zu begleiten, lehnt Arnold nach einigen ihm Respekt einflößenden Probe-Tauchgängen auf 200 Meter Tiefe ab. Das ist sein Glück: Nachdem U-878 am 6. April 1945 mit Bernhard an Bord wieder in See sticht, wird es von der britischen Korvette Tintagel Castle vier Tage später um kurz vor Mitternacht auf Position 47°35′00″N 010°33′00″W versenkt. Es gibt keine Überlebenden.
Auf dem bereits 1930 errichteten U-Boot-Ehrenmal Möltenort in Heikendorf bei Kiel findet sich heute Bernhards Name auf einer von insgesamt 115 Bronzetafeln – zusammen mit jenen aller anderen 34.746 im Ersten und Zweiten Weltkrieg umgekommenen deutschen U-Boot-Fahrer.