Anni Johanne Schwarting wird am 12. Januar 1902 als drittes Kind von Wilhelm Düser und Johanne Düser in Neuenwege bei Varel geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Diedrich Düser und Georg Düser und die ältere Schwester von Helene Blankemeyer, Friedrich Düser, Wilhelm Hermann Düser und Frieda Schmerdtmann.
Im Januar 1902 nehmen im Deutschen Reich zwei Organisationen die Arbeit auf, die sich um heute längst selbstverständliche Dinge bemühen. In Hamburg gründen Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann mit elf Mitstreiterinnen am Neujahrstag den Deutschen Verein für Frauenstimmrecht. Ziel ist es, Frauen das damals noch fast überall auf der Welt verweigerte aktive und passive Wahlrecht zu erkämpfen.
Bestrebungen dazu gibt es in Deutschland bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts, allerdings in den meisten Fällen auf die jeweilige gesellschaftliche Schicht beschränkt. So wirbt der 1865 von Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt ins Leben gerufene Allgemeine Deutsche Frauenverein vor allem um Unterstützer aus dem Bürgertum und grenzt sich von sozialdemokratischen Frauenrechtlerinnen wie Clara Zetkin oder Emma Ihrer ab. Eine Kluft, die zunächst auch der neue, vornehmlich bürgerlich ausgerichtete Verein nicht zu schließen vermag. Bis das gemeinsame Ziel erreicht ist, dauert es denn auch noch einmal fast zwei Jahrzehnte.
Am 11. Januar 1902 wiederum gründet sich in Kassel die Anti-Duell-Liga – als Reaktion darauf, dass diese ritualisierte Form des Zweikampfs trotz allgemeiner Ächtung durch Kirchen und Gesetzgeber in den vorangegangenen Monaten wiederholt Todesopfer gefordert hat. Wie nötig eine solche Initiative ist, zeigt sich nur fünf Tage später, als Adolf von Bennigsen – Sohn des prominenten, die Ziele der neuen Vereinigung unterstützenden Reichstagsabgeordneten Rudolf von Bennigsen – lediglich einen Weg sieht, seine Ehre wiederherzustellen: ein Pistolen-Duell mit dem mutmaßlichen Liebhaber seiner Ehefrau Elisabeth. Dabei wird er schwer verletzt und stirbt am folgenden Tag im Krankenhaus. Zwar geht in den folgenden Jahren die Zahl der Duelle wieder etwas zurück, für eine echte Zäsur sorgt aber auch hier erst der im August 1914 ausbrechende Erste Weltkrieg.
Zu diesem Zeitpunkt lebt Anni mit ihrer Familie bereits seit einigen Jahren in Altmoorhausen, wo Vater Wilhelm Düser sich auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei angesiedelt hat (heute: Irma Düser). Dort kommen 1909 und 1911 die beiden jüngsten Kinder zur Welt, wobei der jüngste Sohn Wilhelm Hermann ebenso wenig über das Säuglingsalter hinauskommt wie der älteste, noch in Neuenwege gestorbene Sohn Diedrich.
In Altmoorhausen besucht Anni acht Jahre lang die Volksschule, später dann die Hauswirtschaftsschule in Oldenburg. Während der Arbeit in einem Lehrer-Haushalt in Hemmelsberg lernt sie kurz nach Kriegsende Gustav Schwarting kennen. Dieser betreibt mit seinen Eltern Johann und Catharine Schwarting einen am Drengort in Hurrel gelegenen, knapp 30 Hektar großen Hof (heute: Gerd und Ute Schwarting).
Anni und Gustav heiraten am 30. Mai 1923, nur wenige Wochen nach der Hochzeit von Annis Bruder Georg mit Meta Punke. Kurz darauf bringt die sich seit einigen Monaten rapide beschleunigende Hyperinflation die Wirtschaft der noch jungen Weimarer Republik an den Rand des Zusammenbruchs – den letztlich nur die im November 1923 eingeführte Rentenmark verhindert. Wie Anni und Gustav diese schwierige Zeit meistern, ist in der Familie nicht überliefert.
Die Ehe bringt mit Heino, Georg, Ingo und Linda zwischen 1924 und 1935 vier Kinder hervor, von denen aber eines – Georg – nach nur neun Monaten wieder stirbt. Trotz Jüngstenrechts in der Gemeinde Hude steht relativ schnell fest, dass der erstgeborene Sohn Heino den Hof erben soll. Dies verhindert jedoch der weitere Verlauf der Geschichte: Der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 folgt die Errichtung des Dritten Reichs und schließlich im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach Ende seiner landwirtschaftlichen Ausbildung wird Heino deshalb 1943 zur Wehrmacht einberufen und wenig später an die Ostfront abkommandiert. Anfang September 1944 erhält Anni die Nachricht, dass ihr Sohn schwer verwundet in einem schlesischen Lazarett liegt.
Anni und Gustav organisieren schnellstmöglich eine Zugfahrt, die sie knapp 900 Kilometer bis ans östliche Ende Deutschlands nach Beuthen führt. Dort bleibt ihnen allerdings nur, ihren Sohn zu beerdigen – Heino ist einen Tag zuvor seinen Verletzungen erlegen.
Nach Kriegsende nehmen Anni und Gustav die Familie des schlesischen Schlachtermeisters Georg Galle auf sowie die aus dem östlichen Brandenburg stammende Witwe Anna Kulz und ihren Sohn Fritz, die bei der Bewirtschaftung des Hofes helfen. Weitere Hilfe kommt bald vom 1933 geborenen Sohn Ingo, der nach Heinos Tod die weiterführende Schule abgebrochen und eine Ausbildung zum Landwirt begonnen hat. Es folgt die schrittweise Erweiterung des Hofes und schließlich 1957 der Anbau eines Wohnhauses.
Nach Ingos Heirat mit Hanna Haye im selben Jahr treten Anni und ihr neun Jahre älterer Ehemann im Betrieb etwas kürzer. Beide arbeiten aber weiter mit und kümmern sich unter anderem auch um die 1957 und 1959 geborenen Enkelkinder Gerd und Hajo. Mit Lindas Kindern Meike, Elke, Michael und Ralf aus der Ehe mit Heino Haverkamp aus Lintel kommen bis 1965 vier weitere Enkel hinzu. Trotzdem bleibt Zeit für die ersten längeren Urlaube, die Anni und Gustav seit Anfang der 60er Jahre bevorzugt im nordrhein-westfälischen Kurort Bad Salzuflen verbringen.
Nach Gustavs krebsbedingtem Tod im Dezember 1967 reist Anni nicht mehr so weit, verbringt aber im Alter nach wie vor viel Zeit mit ihrer Familie, insbesondere mit den alle in der Nähe wohnenden Geschwistern. In diesem Kreis gibt es allerdings schon bald weitere Todesfälle: Im Mai 1968 stirbt Schwester Helene nach einem Herzschlag, im Dezember 1972 verunglückt Bruder Georg mit seinem Auto in der Nähe von Wüsting. Dabei kommt auch Annis Schwägerin Meta ums Leben.
Fünf Jahre nach diesem Unglück erkrankt Anni wie zuvor bereits Ehemann Gustav an Krebs, dem sie schließlich am 10. April 1979 erliegt – nur zwei Wochen vor der Konfirmation ihrer Enkel Ralf und Michael Haverkamp. Beerdigt ist Anni vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.