Anni Gesine Schütte wird am 3. Juni 1897 als siebtes Kind von Diedrich Blankemeyer und Alma Gesine Blankemeyer auf dem elterlichen Hof in Habbrügge geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Bertha Henriette von Seggern, Heinrich Blankemeyer, Johanne Catherine Blankemeyer, August Diedrich Blankemeyer, Carl Diedrich Blankemeyer und Alma Gesine Sophie Blankemeyer und die ältere Schwester von Alma Gesine Blankemeyer und Diedrich Blankemeyer Junior.
Während in der unmittelbaren Umgebung von Habbrügge für das Jahr 1897 neben der Gründung des Schützenvereins Bookholzberg, des Turnvereins Falkenburg und dem Ausbau der örtlichen Volksschule keine besonderen Ereignisse zu verzeichnen sind, geht es einige Wochen nach Annis Geburt an zwei mehr als 8.000 Kilometer westlich gelegenen Orten hoch her. In den US-Metropolen San Francisco und Seattle treffen vom Yukon-Territorium kommend nahezu zeitgleich zwei Dampfboote ein, deren Passagiere von sagenhaften Goldfunden am Klondike River erzählen. Sofort setzen sich Tausende von Abenteurern in Bewegung und versuchen in der boomenden Grenzregion zwischen Kanada und Alaska ihr Glück zu machen. Einer der wenigen, dem es gelingt: Dagobert Duck, dem 50 Jahre später der Fantasie des Comic-Autoren Carl Barks entsprungenen reichsten Enten-Erpel der Welt.
Sollte Anni in ihrer Kindheit jemals mit den späteren Donald-Duck– und Micky-Maus-Comics vergleichbaren Büchern in Berührung kommen, so kann es sich dabei allenfalls um den Struwwelpeter oder die Abenteuer von Max und Moritz handeln. Sehr wahrscheinlich ist dies allerdings nicht, gelten derartige Bildergeschichten den meisten Erwachsenen doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch als hochgradig jugendgefährdend. In der Volksschule zumindest dürfte sich Annis Lektüre auf eine der gängigen Lesefibeln oder auf heimatkundliche Prosa-Werke wie das „Marschenbuch“ des zu jener Zeit nicht nur von norddeutschen Pädagogen geschätzten Schriftstellers Hermann Allmers beschränken.
Wann genau Anni die Volksschule Habbrügge verlässt und wo sie die letzten Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs verbringt, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren – ebenso wenig, wann und bei welcher Gelegenheit sie ihren späteren Ehemann Dietrich Schütte aus Hurrel kennenlernt. Möglicherweise werden die beiden erst nach Kriegsende ein Paar, sie heiraten am 18. September 1922.
Dietrich Schütte – 13 Jahre älter als Anni – führt in Hurrel einen urkundlich erstmals 1521 erwähnten Hof (heute: Linda Helmers), den er als jüngster Sohn der Familie nach dem Tod seiner Mutter Gesine Schütte einmal erben wird. Dieser Zeitpunkt kommt bereits zweieinhalb Jahre nach der Hochzeit. Fortan führt Anni den trotz mehrerer Landverkäufe noch immer mehr als 30 Hektar umfassenden Hof gemeinsam mit Dietrich weiter. Da die Bewirtschaftung eines Betriebes dieser Größe eine ganze Reihe helfender Hände benötigt, übernimmt sie die Aufsicht über mehrere Bedienstete, zu denen unter anderem Grete Schmidt aus Lintel und Liesbeth Logemann aus Bremen-Vahr gehören.
Annis Ehe mit Dietrich bleibt kinderlos. Wann beide diese Tatsache akzeptieren und Gedanken darüber anstellen, wer einmal ihre Nachfolge antreten könnte, ist nicht überliefert. Möglicherweise tritt diese Frage in den Wirren des Zweiten Weltkriegs und der unmittelbaren Nachkriegszeit, in der Anni und Dietrich sechs Mitglieder der Flüchtlingsfamilie Zech aufnehmen, auch zunächst einmal in den Hintergrund. Bald nach dem Hungerwinter 1946/47 zeichnet sich jedoch ab, dass eine Entscheidung in dieser Frage schneller fallen muss als ursprünglich erwartet: Anni erkrankt schwer und erliegt schließlich am 27. Juni 1950 im Alter von nur 53 Jahren einem Schlaganfall. Beerdigt ist sie drei Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.