Anna Gesine Johanne Bischoff wird am 27. September 1909 als elftes Kind von Hermann Christian Bischoff und Johanne Gesine Bischoff auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Rita Wiemer) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Gesine Marie Pöpken, Heinrich Johann Bischoff, Johann Gerhard Bischoff, Helene Christine Johanne Bischoff, Hermann Johann Bischoff, Johanne Gesine Helene Bischoff, Hermine Gesine Bischoff und Henny Gesine Katharine Bischoff und Anna Gesine Bischoff. Ein weiteres Geschwisterkind – die Zwillingsschwester Anna Gesines – ist im Februar 1906 unmittelbar nach der Geburt verstorben und deshalb namenlos geblieben.
Zwei Tage vor Anna Gesine Johannes Geburt beginnt in New York die Hudson-Fulton Celebration. Bis zum 9. Oktober feiert die Stadt außer sich selbst zwei wichtige Ereignisse der amerikanischen Geschichte – zum einen den 300. Jahrestag der Erforschung des Hudson Rivers durch Henry Hudson, zum anderen den Bau des ersten kommerziell erfolgreichen Raddampfers durch Robert Fulton im Jahre 1807. Dabei hat die Planungs-Kommission, der einflussreiche New Yorker Persönlichkeiten wie John Pierpont Morgan und Andrew Carnegie angehören, weder Kosten noch Mühe gescheut: Unter anderem gibt es Nachbauten von Hudsons historischem Segler „Halve Maen“ sowie Fultons Raddampfer „Clermont“ zu sehen, und schon der Eröffnungstag geht mit einem für damalige Verhältnisse beeindruckenden Feuerwerk zu Ende.
Zu den besonderen Attraktionen der 14-tägigen Feierlichkeiten gehören Schau-Flüge von Wilbur Wright. So umrundet der amerikanische Luftfahrt-Pionier am Morgen des 29. September mit seinem Doppeldecker Wright Model A die Freiheitsstatue und landet anschließend wieder sicher auf Governors Island. Ein Ereignis, über das am folgenden Tag landesweit alle großen Zeitungen berichten. Am 4. Oktober unternimmt Wright dann einen insgesamt mehr als 30-minütigen Flug über den Hudson River zum General Grant National Memorial und zurück. Geschätzt eine Million Menschen sehen ihm dabei zu, was die Popularität der noch in ihren Kinderschuhen steckenden Fliegerei weiter steigert.
So spektakulär die Aktionen im fernen New York auch sein mögen: Dass sie in Hurrel oder andernorts im Großherzogtum Oldenburg besondere Aufmerksamkeit erregen, ist eher unwahrscheinlich. Für Anna Gesine Johannes Familie gilt dies vermutlich in besonderem Maße – muss sie doch nach der äußerst schwierigen, am Ende beide Mädchen das Leben kostenden Zwillingsgeburt drei Jahre zuvor damit rechnen, dass ihrem jüngsten Spross ein ähnliches Schicksal beschieden sein wird. Und genauso kommt es: Anna Gesine Johanne stirbt bereits am 27. November 1909, beerdigt ist sie drei Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.