Aline Martha Ladmann wird am 11. Juli 1908 als viertes Kind von Diedrich Albers und Bertha Albers geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Alma Harms, Sophie Meyer und Gesine Mathilde Albers und die ältere Schwester von Bertha Johanne Abel, Henny Tuschar, Heinrich Albers und Johann Albers.
Eine Woche vor Alines Geburt beendet in der Schweiz eine Volksabstimmung die sehr emotional geführte Debatte über das Für und Wider eines Absinth-Verbots. Emotional aus zwei Gründen: Zum einen hat das stark alkoholische, im Nachbarland Frankreich seit Jahrzehnten Kult-Status genießende Getränk seinen Ursprung im schweizerischen Val de Travers – dort wird es um 1750 erstmals hergestellt und zunächst als Heil-Elixier vermarktet. Zum anderen kommt die Debatte durch ein schreckliches Verbrechen ins Rollen: Am Nachmittag des 28. August 1905 erschießt der Weinberg-Arbeiter Jean Lanfray im Alkoholrausch seine schwangere Frau und die beiden vier und zwei Jahre alten Töchter.
Obwohl Lanfray an jenem verhängnisvollen Tag zum Mittagessen sieben Gläser Wein, sechs Gläser Cognac, zwei Gläser Pfefferminzlikör und zwei Kaffee mit Weinbrand konsumiert, führen die später für den Fall zuständigen Richter den Totschlag ausschließlich auf jene zwei Gläser Absinth zurück, die er zwischendurch ebenfalls noch in sich hineinschüttet. Sie folgen damit der außer von Abstinenzlern und Klerikern auch von der konkurrierenden Wein-Industrie verbreiteten These, Absinth sei eine gefährliche Droge und führe zu Epilepsie und Wahnsinn. Eine Meinung, die sich schließlich durchsetzt: Am Ende stimmen 63,5 Prozent für ein Absinth-Verbot. Dem Schweizer Vorbild folgen im Jahr darauf die Niederlande, 1912 die USA und 1914 nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs auch Frankreich.
In Hurrel, wo auf Festen neben Bier überwiegend Korn – entweder aus einer der nahegelegenen Brennereien in Etzhorn oder auch selbstgebrannt – ausgeschenkt wird, dürfte die Diskussion um dieses Thema kaum jemand verfolgen. Erst recht nicht nach Beginn des Krieges, der Alines bisherige Welt aus den Fugen hebt. Kurz vor der Einschulung stehend, muss sie sich wie die anderen Kinder des Dorfes von ihrem Kriegsdienst leistenden Vater verabschieden. Derweil sind Mutter Bertha – gerade zum siebten Mal schwanger mit dem im Mai 1915 zur Welt kommenden Sohn Heinrich – und die älteren Schwestern von einem zum anderen Tag gefordert, den am Goehlweg liegenden Familienhof (heutige Eigentümer: Alfred und Gisela Schmerdtmann) irgendwie am Laufen zu halten. Eine Aufgabe, in die in den folgenden Jahren mit einiger Sicherheit auch Aline eingebunden ist.
Das Schicksal, als Halbwaise aufzuwachsen, bleibt Aline und ihren Geschwistern erspart: Ende 1918 kehrt Vater Diedrich nach Hause zurück. Knapp drei Monate nach der Geburt des jüngsten Bruders Johann im Dezember 1919 stirbt allerdings Schwester Gesine Mathilde an einer vermutlich schon länger bestehenden Herzschwäche. Nahezu zeitgleich mit Alines Konfirmation im Frühjahr 1923 erlässt dann auch die vier Jahre zuvor ausgerufene Weimarer Republik ein Absinth-Verbot – wovon in Hurrel jedoch abermals kaum jemand Notiz nehmen dürfte. Denn wie überall im Lande haben die Dorfbewohner andere Sorgen: Sie kämpfen mit der sich zur Hyperinflation hochschaukelnden Geldentwertung, die erst Ende 1923 mit Einführung der Rentenmark endet. Zu diesem Zeitpunkt haben Alines ältere Schwestern Alma und Sophie bereits als Hollandgängerinnen den Weg ins wirtschaftlich deutlich besser aufgestellte Nachbarland angetreten.
Wann genau es Aline ins nahe gelegene Delmenhorst verschlägt, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Überliefert ist lediglich, dass sie dort als Krankenschwester arbeitet – sehr wahrscheinlich im 1926 neu errichteten Klinikum. Aufgrund einer im Dienst erlittenen Infektion muss ihr in dieser Zeit der Mittelfinger der rechten Hand amputiert werden. Den Kontakt zum Elternhaus hält Aline all die Jahre, in denen sie in Delmenhorst wohnt, über regelmäßige Besuche aufrecht. So ist sie von Beginn an in die Pflege von Mutter Bertha eingebunden, die Mitte der 30er Jahre an schwerem Rheuma erkrankt und im Mai 1943 stirbt.
Wie für Millionen andere Menschen auch sind die 40er Jahre für Aline geprägt von den Folgen des 1939 von den Nationalsozialisten vom Zaun gebrochenen Zweiten Weltkriegs. Dessen Schrecken erlebt sie unmittelbar mit, denn zu den Opfern gehört neben beiden Brüdern auch Schwager Wilhelm Tuschar, der Ehemann ihrer Schwester Henny.
Ob Aline ihren späteren Ehemann Hans Ladmann noch vor oder unmittelbar nach Kriegsende kennenlernt, vermag in der Familie niemand mehr mit Gewissheit zu sagen. Auch das genaue Datum der in Hurrel gefeierten Hochzeit ist nicht bekannt. Als Blumenstreuerinnen sind auf einem Foto Alines 1936 geborene Nichte Erika Tuschar und deren zwei Jahre jüngere Freundin Waltraut Rudolph zu sehen, es dürfte ihrem Alter zufolge um 1948 herum aufgenommen sein. Hans Ladmann stammt von Borkum und hat mündlich überlieferten Erzählungen zufolge vor dem Krieg als Seemann gearbeitet. Diesen Beruf übt er aber nach der Hochzeit nicht weiter aus. Stattdessen zieht er auf den Hof von Schwiegervater Diedrich Albers, den dieser in den Jahren zuvor im Wesentlichen zusammen mit den Töchtern Henny und Aline und mit Hilfe des Nachbarn Erich Vosteen bewirtschaftet hat.
Zu seinem 75. Geburtstag im März 1949 übergibt Diedrich den mit einer Fläche von 7 Hektar vergleichsweise kleinen Hof an Aline und Hans, die ihn jedoch nicht weiterführen wollen. Stattdessen kaufen sie im Jahr darauf von Heinrich von Kempen ein Wohnhaus an der Hurreler Straße (heute: Uta Trump und Karl-Heinz Kunert) und ziehen dort mit Diedrich, Henny und deren Sohn Dieter ein. Auf Initiative von Aline kommt kurz darauf noch ein etwa einjähriger Pflegesohn namens Wolfgang hinzu.
Als Diedrich Albers im Januar 1954 einem Herzschlag erliegt, verkaufen Hans und Aline ihr Haus an Hermann Röben und ziehen mit Wolfgang nach Hude. Über die Zeit danach ist in der Familie ebenfalls wenig bekannt – außer, dass Aline schon bald unter ähnlich heftigen Rheuma-Attacken leidet wie ihre Mutter und im Laufe der 60er Jahre zum Pflegefall wird. Ihre letzten Lebensjahre verbringt sie deshalb in einer Pflegefamilie in Oldenburg, wo sie am 28. September 1972 stirbt. Beerdigt ist Aline einige Tage darauf an der Seite ihrer Eltern auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.