Catharine Barkemeyer wird am 22. Januar 1846 als fünftes oder sechstes Kind von Gerd Barkemeyer und Anna Margarete Barkemeyer auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Gerold und Irmgard Wachtendorf) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Hermann Barkemeyer, Johann Gerhard Barkemeyer, Anna Sophie Barkemeyer und Meta Margarete Schmerdtmann und die Zwillingsschwester von Diedrich Barkemeyer, der kurz vor oder nach ihr auf die Welt kommt.
Zum Zeitpunkt der Geburt von Catharine und ihrem Zwillingsbruder brodelt es in jenen Teilen Preußens und des Kaisertums Österreich, die vor den zwischen 1772 und 1795 vollzogenen Polnischen Teilungen zum Königreich Polen gehört hatten. Bereits seit Monaten plant dort eine Gruppe von Revolutionären unter Führung von Karol Libelt, Walenty Stefański, Jan Tyssowski, Ludwik Mierosławski und Edward Dembowski einen Aufstand, um einen neuen Nationalstaat unter polnischer Führung zu etablieren.
In der Provinz Posen verläuft der Umsturzversuch Anfang 1846 rasch im Sande: Die Pläne waren an die preußischen Behörden verraten worden. Anders in der teilautonomen Republik Krakau. Nach Ausbruch der Kämpfe am 18. Februar müssen die österreichischen Beamten fliehen, die Revolutionäre übernehmen die Kontrolle. Das vier Tage später von Libelt verfasste Krakauer Manifest kündigt eine Bauernbefreiung, die Unterstützung der Armen und die vollständige Gleichberechtigung der Krakauer Juden an.
Letztlich setzt sich aber auch in Krakau die Obrigkeit durch. So unterliegen die von Tyssowski befehligten Revolutionstruppen in mehreren Gefechten der österreichischen Armee. Zudem gelingt es den Österreichern, die Bauern im benachbarten Galizien gegen die dortigen polnischen Gutsbesitzer aufzubringen. Zahlreiche Gutshäuser gehen in Flammen auf, es gibt mehr als 1.000 Tote. Daraufhin bricht der Aufstand zusammen, Krakau kommt vollends unter österreichische Herrschaft. Daran ändert sich auch nichts, als es zwei Jahre später im Zuge der deutschen März-Revolution zu einem erneuten Aufstand kommt. Er scheitert ebenfalls und verstärkt auf polnischer Seite die Meinung, dass mit Gewalt ein eigener Staat nicht zu erreichen ist.
Turbulente Zeiten also, in die Catharine und Diedrich rund 1.000 Kilometer weiter nordwestlich hineingeboren werden. Das gilt durchaus auch familiär: Während die Zwillinge mit vereinten Kräften die ersten Schreie tun, steht im nahegelegenen Hude die Beerdigung ihres nur einen Tag zuvor im Alter von sechs Jahren verstorbenen Bruders Johann Gerhard an. Schwester Anna Sophie ist bereits im März 1842 im Alter von fünf Monaten gestorben.
Catharine und Diedrich überstehen das im 19. Jahrhundert stets kritische Säuglingsalter und wachsen mit den verbliebenen Geschwistern Hermann und Meta Margarete auf dem elterlichen Hof auf. Ihre ersten Tage in der im Nachbardorf Lintel gelegenen Volksschule erlebt Catharine zu einer Zeit, in der nach dem Scheitern der März-Revolution die Zeichen wieder auf Restauration und Reaktion stehen.
Im Großherzogtum Oldenburg, zu dem Hurrel und Lintel gehören, äußert sich dies unter anderem durch diverse Änderungen am 1849 verabschiedeten Staatsgrundgesetz – alle mit dem Ziel, die Stellung von Großherzog August I. wieder zu stärken. Ein die Armut breiter Bevölkerungsschichten zementierendes Umfeld, dem in den folgenden Jahrzehnten tausende Oldenburger durch Auswanderung in die USA zu entfliehen versuchen. Einer der ersten Hurreler, die sich diesem Strom anschließen, wird Catharines ehemaliger Schulkamerad Hermann Brockshus sein.
Ob das Thema Auswanderung in Catharines Gedanken je eine Rolle spielt und wie sich ihr weiteres Schicksal nach Schulabschluss und Konfirmation zunächst gestaltet, liegt heute im Dunkeln. Als allerdings Hermann Brockshus im Februar 1864 seiner Heimat den Rücken kehrt, ist Catharine bereits nicht mehr am Leben: Sie stirbt am 29. März 1863, nur zwei Monate nach ihrem 17. Geburtstag. Als Todesursache vermerkt das Kirchenbuch in Hude „Brustkrankheit“ – ein Sammelbegriff, hinter dem sich in den meisten Fällen die damals weit verbreitete und noch kaum erforschte Volksseuche Tuberkulose verbirgt. Beerdigt ist Catharine sechs Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.