Gesine Christine Friederike Grummer wird am 31. März 1889 als drittes Kind von Johann Conrad Heyne und Karoline Hermine Heyne auf dem elterlichen Hof in Altmoorhausen (heute: Hartwig Heyne) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Johann Hermann Heyne und Anna Heyne und die ältere Schwester von Adeline Schmerdtmann, Adele Mathilde Schütte, Friedrich Heyne und Hinrich Heyne.
Am Tag von Gesines Geburt erfüllt sich der Lebenstraum von Gustave Eiffel. Zur Eröffnung der Pariser Weltausstellung besteigt der französische Ingenieur jene aus mehr als 7.000 Tonnen Stahl errichtete Konstruktion, die später einmal seinen Namen tragen wird, und hisst an ihrer Spitze in über 300 Metern Höhe die Trikolore. Für viele von Eiffels Landsleuten noch immer ein Affront, scheint doch dieser eher einem Gerüst als einem Bauwerk ähnelnde Turm so gar nicht in seine noble Umgebung zu passen. Mit einem öffentlichen Appell in der Tageszeitung „Le Temps“ hatten namhafte Künstler wie Alexandre Dumas und Guy de Maupassant im Vorfeld zu verhindern versucht, dass ein solch „schwindelerregender, lächerlicher Turm“ Paris und all seine berühmten Monumente „wie ein riesiger, düsterer Fabrikschlot“ überragt. Vergebens, die Stadtväter hielten an ihrem Entschluss fest. Ihnen schien in dem der Weltausstellung vorangegangenen Architektur-Wettbewerb kein anderer Entwurf besser geeignet, den 100. Jahrestag der Französischen Revolution zu feiern und gleichzeitig den Blick nach vorne zur richten in die technische Moderne.
Mochten die Proteste der Intellektuellen auch anhalten und die ursprünglich veranschlagten Baukosten um fast das Dreifache übertroffen worden sein: Durch seine eigenwillige Konstruktion und den Ruf als damals höchstes Gebäude der Welt zieht der Eiffelturm von Beginn an die Massen in seinen Bann. Bereits während der bis Oktober 1889 laufenden Weltausstellung erklimmen fast zwei Millionen Besucher seine oberste Plattform. Zunächst existierende Pläne, den Turm nach 20 Jahren wieder abzureißen oder ins fortschrittsgläubige Amerika zu verschiffen, werden deshalb sehr schnell fallen gelassen.
Dass der von den Parisern schon bald liebevoll „Dame aus Eisen“ genannte Turm im 700 Kilometer entfernten Altmoorhausen Stoff für wie auch immer gelagerte Diskussionen liefert, ist eher unwahrscheinlich. Wie in den anderen Dörfern des Großherzogtums Oldenburg bestimmen dort Ende des 19. Jahrhunderts sehr viel profanere, meist um die Landwirtschaft kreisende Themen die Gespräche. Für eine Unterbrechung des täglichen Trotts sorgen oft nur besondere Ereignisse wie Geburten und Todesfälle, die wie so häufig in jener Zeit auch in Gesines Familie gleich zweimal nah beieinander liegen. Den 1886 im Alter von nur anderthalb Jahren verstorbenen älteren Bruder Johann Hermann lernt sie deshalb nie kennen. Ihre 1885 geborene Schwester Anna wiederum stirbt, als Gesine dreieinhalb ist.
Mit ihren jüngeren Geschwistern wächst Gesine in den folgenden Jahren auf dem elterlichen Hof auf und besucht – sehr wahrscheinlich ab 1895 – die nur wenige hundert Meter entfernt liegende Volksschule. Ein Ort, an dem oftmals künftige Paare als Kinder Tag für Tag zusammen die Schulbank drücken. Bei Gesine ist dies nicht der Fall – obwohl ihr künftiger Ehepartner Friedrich Grummer acht Jahre lang dieselbe Schule besucht wie sie selbst. Allerdings mit 14 Jahren Vorsprung, er ist bereits im Dezember 1874 geboren. Dass Gesine Friedrich seit frühester Kindheit kennt, scheint trotzdem sicher, schließlich bewirtschaftet seine Familie einen Betrieb in der direkten Nachbarschaft des Heyne-Hofes (heute: Henning Struthoff).
Bei welcher Gelegenheit sich die beiden näherkommen, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Gut möglich aber, dass die Wirren des Ersten Weltkrieges eine frühere Hochzeit verhindern – Gesine ist bei der Trauung am 12. Mai 1922 bereits 33 Jahre alt, Friedrich 47 Jahre. In jedem Fall ist es keine Muss-Heirat: Die gemeinsame Tochter Alwine kommt erst am 23. März 1923 zur Welt. Friedrich verdient sein Geld zu diesem Zeitpunkt schon seit längerem als Forstarbeiter in den Sandersfelder Fuhren, er und Gesine wohnen seit der Heirat auf einer kleinen, von Henni Heinemann gepachteten Hofstelle am Sandersfelder Weg in Hurrel (heute: Hans Heinemann).
Auch die folgenden Jahre verbringt Gesine mit ihrer Familie in Hurrel. Sie erlebt in dieser Zeit nicht nur die nach Alwines Geburt rasant anziehende Hyperinflation, sondern auch die 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise und den damit unmittelbar zusammenhängenden Übergang von der Weimarer Republik zur Diktatur des Dritten Reichs. Einen Tag, nachdem die seit Januar 1933 regierenden Nationalsozialisten mit der zugunsten Deutschland ausgehenden Saar-Abstimmung einen ihrer ersten außenpolitischen Erfolge feiern, wird Gesine dann plötzlich Witwe: Friedrich, nur wenige Wochen zuvor 60 Jahre alt geworden, stirbt am 14. Januar 1935.
Ohne eigenes größeres Einkommen ist es für Gesine in den folgenden Jahren keine einfache Aufgabe, sich selbst und ihre Tochter über die Runden zu bringen. Moralische und hin und wieder wohl auch materielle Unterstützung bekommt sie Informationen aus der Familie zufolge bereits vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 vom damaligen Huder Bürgermeister Heinrich Degen, einem engen Freund des Hurreler Großbauern Bernhard Haverkamp.
Der zweite große Krieg, den Gesine wie Millionen andere aus ihrer Generation innerhalb von 25 Jahren zu überstehen hat, kostet sie 1942 beinahe das Leben. Bei einem der sich häufenden Fliegerangriffe auf Hurrel wird sie, mit Alwine im Keller ihres Nachbarn Diedrich Schütte sitzend, von einem Bombensplitter getroffen und schwer verletzt. Es dauert fast ein Jahr, bis sie nach einem längeren Aufenthalt in einem Oldenburger Krankenhaus gesundheitlich einigermaßen wieder hergestellt ist.
Nach Kriegsende wohnen Gesine und Alwine weiter zur Miete auf der Heinemann-Hofstelle, zeitweise zusammen mit der aus Ostpreußen stammenden Flüchtlingsfrau Minna Fenske und ihrem Enkel Manfred Birth. Als die Zeiten nach der Währungsreform und Gründung der Bundesrepublik Deutschland allmählich wieder etwas besser werden und Alwine durch ihre Arbeit bei der Oldenburgischen Landesbank einiges zum Familienunterhalt beitragen kann, kaufen beide Frauen 1951 eine Doppelhaushälfte an der Hohen Straße in Hude. Dort verbringt Gesine sehr zurückgezogen ihre letzten Lebensjahre. Sie stirbt am 20. Februar 1958 nach einem längeren Herzleiden und wird vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.