Henny Mathilde Tuschar wird am 26. Oktober 1913 als sechstes Kind von Diedrich Albers und Bertha Albers geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Alma Harms, Sophie Meyer, Gesine Mathilde Albers, Aline Ladmannn und Bertha Johanne Abel und die ältere Schwester von Heinrich Albers und Johann Albers.
Als Henny zur Welt kommt, sind die Balkankriege, die seit Herbst 1912 rund 200.000 Soldaten und eine unbekannte Zahl an Zivilisten das Leben gekostet haben, offiziell beendet. Ruhe ist deshalb im Südosten Europas aber noch lange nicht eingekehrt. So hat sich Bulgarien im Ende September 1913 mit dem Osmanischen Reich geschlossenen Vertrag von Konstantinopel die Oberhoheit über Westthrakien gesichert. Dort wiederum hatten Anfang September türkische Freischärler die Republik Westthrakien ausgerufen, die sich nun gegen den am 19. Oktober beginnenden Einmarsch bulgarischer Truppen zur Wehr setzen. Nach heftigen Kämpfen müssen sie jedoch am 29. Oktober die Waffen strecken.
Letztlich bilden die Balkankriege lediglich ein Vorgeplänkel dessen, was ein knappes Jahr später folgt. Sie verstärken die Spannungen zwischen den europäischen Großmächten, die sich nach der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie in Sarajevo im Ersten Weltkrieg entladen. Als Henny ihren ersten Geburtstag feiert, hat an der Westfront bereits der Stellungskrieg begonnen.
Ob sich Diedrich Albers – zu Beginn des Krieges 40 Jahre alt – im August 1914 freiwillig meldet oder erst im weiteren Verlauf zur kaiserlichen Armee eingezogen wird, ist in der Familie nicht überliefert. In den folgenden vier Jahren dürfte Henny ihren Vater jedoch nur selten zu Gesicht bekommen. Während dieser Zeit liegt die Hauptlast bei der Bewirtschaftung des rund sieben Hektar großen Hofes am Goehlweg (heutige Eigentümer: Alfred und Gisela Schmerdtmann) auf den Schultern ihrer Mutter und der älteren Schwestern.
Vermutlich ab Frühjahr 1920 besucht Henny die Volksschule in Hurrel, in der es zu jener Zeit viele nahezu gleichaltrige Mitschüler gibt. Ebenfalls im zweiten Halbjahr 1913 geboren sind unter anderem Gustav Rüdebusch, Hanna Mönnich, Adolf Sparke, Henny Wilkens und Adele Stolle. Mit Adele entwickelt sich schnell eine Freundschaft, die später ein ganzes Leben lang halten wird. Unter anderem eint beide die Erfahrung, bereits im Vorschulalter ein Geschwisterkind verloren zu haben: Bei Henny ist es Schwester Gesine Mathilde, die erst im Februar 1920 einer Herzschwäche erlegen ist, bei Adele der bereits während des Krieges verstorbene Bruder Georg.
Wie Henny mit ihrer Familie durch die im Herbst 1923 ihren Höhepunkt erreichende Hyperinflation kommt, lässt sich aus heutiger Sicht nur erahnen. Auch in der zweiten Hälfte der 20er Jahre bessern sich die Zeiten nur langsam. Bereits im Alter von 13 Jahren verlässt Henny deshalb ihr Elternhaus und geht im einen Kilometer entfernten Haushalt von Dietrich Münstermann (heute: Karl-Heinz Ziessow) in Stellung. Danach verliert sich vorübergehend ihre Spur: Sie verlässt Hurrel und arbeitet den Angaben ihrer Tochter Erika Müller zufolge in der Nähe von Dinklage. Wann und wo Henny ihren späteren Ehemann Wilhelm Tuschar kennenlernt, lässt sich ebenfalls nicht mehr rekonstruieren. Beide heiraten am 22. Dezember 1934 in Osternburg. Zu diesem Zeitpunkt ist Henny bereits hochschwanger, eine Anfang 1935 geborene Tochter kommt allerdings tot zur Welt und bleibt namenlos.
Zusammen mit Wilhelm, der bis zur Hochzeit an der Cloppenburger Straße in Oldenburg gemeldet ist, wohnt Henny in den folgenden Jahren wieder bei ihren Eltern in Hurrel. Von dort pendelt Wilhelm jeden Tag mit dem Fahrrad zu seiner Arbeitsstelle nach Nethen. Im Sommer 1935 wird Henny erneut schwanger. Anders als beim ersten Mal läuft bei der Geburt von Tochter Erika im Mai 1936 jedoch alles glatt.
Hennys zweifellos vorhandener Wunsch, Erika sorgenfreier aufwachsen zu lassen als es ihr selbst während des Ersten Weltkriegs möglich war, erfüllt sich nicht. Zwar feiern die seit drei Jahren diktatorisch regierenden Nationalsozialisten nach den im August 1936 über die Bühne gegangenen Olympischen Spielen von Berlin mit dem Anschluss Österreichs und dem Münchner Abkommen zur Lösung der Sudetenfrage außenpolitisch weitere Erfolge. Spätestens mit der Zerschlagung der Rest-Tschechei im März 1939 zeichnet sich jedoch ab, dass es über kurz oder lang erneut zu einem Krieg kommen wird – der dann knapp sechs Monate später mit dem Überfall auf Polen tatsächlich beginnt.
Während Wilhelm und ihre Brüder Heinrich und Johann zur Wehrmacht einrücken, arbeitet Henny weiter auf dem elterlichen Hof. Dort umsorgt sie außer Erika auch ihre unter Rheuma leidende Mutter. Bertha Albers stirbt im Mai 1943, zwei Monate nach der Geburt von Hennys Sohn Dieter. Zu diesem Zeitpunkt lebt Johann bereits nicht mehr, er ist im August 1942 in Russland gefallen. Auch die beiden anderen kehren nicht nach Hause zurück: Wilhelm fällt im Februar 1945 in Kurland, Heinrich gilt seit Kriegsende als vermisst.
In den ersten Nachkriegsjahren wohnt Henny weiter mit ihren beiden Kindern und Vater Diedrich auf dem 1903 gekauften Hof. Hilfe bei der Bewirtschaftung erhalten sie unter anderem von Erich Vosteen. Kurz nach der 1949 beurkundeten Übertragung auf Hennys Schwester Aline und ihren Mann Hans Ladmann entscheiden sich letztere jedoch zur Aufgabe der Landwirtschaft und zum Kauf eines zuvor von Heinrich von Kempen genutzten Wohnhauses an der Hurreler Straße (heute: Uta Trump und Karl-Heinz Kunert). Dort verbringt Henny die nächsten Jahre, bevor sie 1954 mit Dieter – Erika hat den elterlichen Haushalt bereits verlassen – zu ihrer ältesten Schwester Alma nach Munderloh umsiedelt und auf deren Hof (heute: Heiko Sudhop) schnell zu einer wichtigen Stütze wird.
Nach einem weiteren Umzug ins Nachbardorf Sandtange und zurück nach Munderloh findet Henny 1973 im mittlerweile in Nethen errichteten Einfamilienhaus von Tochter Erika und ihrem Ehemann Heiko Müller ein endgültiges Zuhause. Dort sieht sie die Enkelkinder Uwe, Gerold und Ralf aufwachsen, muss aber auch – zusammen mit Schwiegertochter Anne und den Enkelkindern Meike und Fred in Munderloh – die Trauer um ihren im November 1976 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommenen Sohn Dieter verarbeiten.
Nachdem Henny zuvor bereits des Öfteren mit Herzproblemen zu kämpfen hat, zwingen die anhaltenden Beschwerden sie wenige Wochen vor ihrem 77. Geburtstag ins Krankenhaus nach Oldenburg. Dort stirbt sie am 11. Oktober 1990 kurz vor ihrer eigentlich geplanten Entlassung. Beerdigt ist Henny fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Johannes-Kirche in Hahn-Lehmden.