Heino Wieting – Biographie

Heino Wieting wird am 28. Oktober 1924 als zweites Kind von Hinrich Wieting und Katharine Wieting in Hurrel geboren. Er ist der jüngere Bruder von Georg Wieting und der ältere Bruder von Theodor Wieting.

Einen Tag nach Heinos Geburt jährt sich zum ersten Mal der Tag, an dem mit der Funk-Stunde AG Berlin der erste Radiosender Deutschlands den Betrieb aufgenommen hat. Beim Start am 29. Oktober 1923 gibt es noch keinen einzigen zahlenden Rundfunkteilnehmer, angesichts der auf ihren Höhepunkt zusteuernden Hyperinflation nimmt zudem kaum jemand von dem neuen Medium Notiz. Nur ein halbes Jahr später hören jedoch Schätzungen zufolge bereits mehr als 100.000 Menschen zu. Und die Entwicklung schreitet weiter rasant voran: Am 10. Oktober 1924 geht in Münster als neunte und letzte deutsche Rundfunkanstalt die Westdeutsche Funkstunde AG (WEFAG) auf Sendung und versorgt fortan auch das dicht besiedelte Ruhrgebiet.

Der Rundfunk ist bereits in seinen Anfangstagen ein hoch politisches Thema – das zeigt die späte Gründung der WEFAG in besonderem Maße. Denn ursprünglich war als Standort nicht Münster, sondern eine der beiden wesentlich bedeutenderen Städte Köln oder Düsseldorf vorgesehen. Dort jedoch hatten im Rahmen der Anfang 1923 erfolgten Ruhrbesetzung die französischen und belgischen Besatzungsbehörden aus Angst vor Spionage jegliche Fernmeldeanlagen untersagt. Gleiches gilt für den Empfang des von der WEFAG ausgestrahlten Programms, der deshalb in den besetzten Gebieten zunächst nur heimlich erfolgen kann. Erst Ende 1925 ziehen die alliierten Truppen ab, woraufhin die WEFAG auf Betreiben des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer in die Rhein-Metropole übersiedelt und sich Anfang 1927 in Westdeutsche Rundfunk AG umbenennt.

Im Freistaat Oldenburg, zu dem Hurrel gehört, ist seit 30. November 1924 das über einen Zwischensender in Bremen verbreitete Programm der Nordischen Rundfunk AG aus Hamburg zu hören. Wann und von wem es im Dorf zum ersten Mal empfangen wird, lässt sich heute freilich nicht mehr mit Gewissheit sagen. Sehr wahrscheinlich lebt Heino zu diesem Zeitpunkt aber bereits nicht mehr in jenem zum Betrieb von Johann Mönnich gehörenden Heuerhaus an der Bremer Straße, in dem er geboren ist. Im Laufe des Jahres 1925 nämlich zieht seine Familie auf einen nach einem Landkauf neu errichteten Hof an der Hurreler Straße (heute: Wilfried und Dennis Wieting).

Ab Frühjahr 1931 besucht Heino die gegenüber dem Gasthof von Reinhard Asseln (heute: Hajo und Dagmar Mehrings) gelegene Volksschule. Dort gehören unter anderem Heinrich Brinkmann, Heino Drieling, Conrad Jung, Heino Rüdebusch, Bernhard Schwarting, Heino Schwarting und Heino Spreen zu seinen in etwa gleichaltrigen Klassenkameraden – die wie Heino selbst nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 der zügigen Gleichschaltung aller Bereiche des öffentlichen Lebens ausgesetzt sind. Ein in seiner Wirkung nicht zu unterschätzendes Mittel zum Zweck ist dabei der Rundfunk, der im Laufe der 30er Jahre über Volksempfänger viele Hurreler Haushalte erreicht.

Nach dem Schulabschluss im Frühjahr 1939 arbeitet Heino zunächst auf dem elterlichen Hof. Noch bevor er konkrete Planungen über seine weitere berufliche Zukunft anstellen kann, bricht der Zweite Weltkrieg aus. Bereits kurz nach seinem 17. Geburtstag erhält er die Einberufung zur Wehrmacht. Wo er zunächst eingesetzt wird, lässt sich angesichts der im Sommer 1959 größtenteils verbrannten Familienunterlagen nicht mehr exakt rekonstruieren. Belegen lässt sich allerdings, dass Heino im Sommer 1944 dem zu dieser Zeit im Baltikum operierenden Grenadier-Regiment 391 der 170. Infanterie-Division angehört. Anfang Juli 1944 reißt dort bei Gefechten auf dem Rückzug Richtung Ostpreußen der Kontakt zwischen ihm und dem Rest der Truppe ab, seither gilt er als verschollen.

Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes versucht nach Ende des Krieges, die näheren Umstände von Heinos Tod zu beleuchten, kommt aber zu keinem konkreten Ergebnis. In einem an seine Mutter Katharine adressierten Schreiben vom 30. April 1974 heißt es lediglich, dass ihr Sohn mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ am 6. Juli 1944 bei Kämpfen in der Nähe der litauischen Hauptstadt Wilna ums Leben kommt.

Die entsprechende Textpassage im Wortlaut: „Seit diesen Kämpfen werden zahlreiche Soldaten der 170. Infanterie-Division, darunter auch der Verschollene, vermisst. Für einige von ihnen liegt die Aussage eines Heimkehrers vor, dass sie gefallen sind. Viele aber haben bei den Häuser- und Straßenkämpfen sowie auf den Rückzugsstraßen den Tod gefunden, ohne dass es von überlebenden Kameraden gesehen werden konnte. Das Feuer von Artillerie und Panzern erreichte auch Sanitätsfahrzeuge und Verbandsplätze. Es gibt keinen Hinweis dafür, dass der Verschollene in Gefangenschaft geriet. Er wurde auch später in keinem Kriegsgefangenenlager gesehen. Alle Feststellungen zwingen zu der Schlussfolgerung, dass er bei diesen Kämpfen gefallen ist.“

Kurz nach Eingang des Schreibens wird Heino offiziell für tot erklärt. Informationen der Deutschen Kriegsgräberfürsorge zufolge finden sich seine persönlichen Daten in einem Gedenkbuch auf dem Sammelfriedhof Sologubowka bei St. Petersburg.