Gustav Hermann Rüdebusch wird am 17. August 1913 als drittes Kind von Heinrich Rüdebusch und Anna Catharine Rüdebusch auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Birgit Ganteföhr) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Elli Aschenbeck und Georg Rüdebusch und der ältere Bruder von Heino Rüdebusch.
Ähnlich wie 28 Jahre zuvor bei seiner Mutter ist auch Gustavs Geburt zeitlich eng mit einem Meilenstein der Automobilgeschichte verknüpft. War es im Frühjahr 1885 die Konstruktion des ersten für ein frei bewegliches Kraftfahrzeug geeigneten Benzinmotors durch Gottlieb Daimler, so ist es dieses Mal der Startschuss zur Massenfertigung: Am 16. August 1913 setzt der US-Autohersteller Henry Ford in einem seiner Werke in Detroit erstmals in der Geschichte der Automobilproduktion ein Fließband ein.
Durch diese Maßnahme gelingt es Ford, beim legendären Modell T den Zeitaufwand für die Herstellung und damit auch die Kosten massiv zu drücken. Anfang Januar 1914 kündigt er deshalb an, die tägliche Arbeitszeit von neun auf acht Stunden zu verkürzen und den Lohn von 2,34 Dollar pro Tag auf 5 Dollar anzuheben. Gleichzeitig soll der Preis für das im Volksmund „Blechliesel“ genannte Gefährt von 810 auf 310 Dollar sinken. Seinem Traum, jeder Amerikaner solle sich ein Auto leisten können, rückt Ford dadurch ein großes Stück näher.
Von einer Massenmotorisierung ist das Deutsche Reich – obwohl Geburtsstätte des Automobils – Anfang 1914 noch weit entfernt: Auf deutschen Straßen rollen damals amtlicher Statistik zufolge gerade einmal 83.000 Fahrzeuge. Angesichts von Kaufpreisen, die teilweise deutlich über 10.000 Goldmark liegen und jährlichen Betriebskosten von 9.000 Mark kein Wunder, denn der Durchschnittslohn eines Fabrikarbeiters beträgt in jenen Jahren lediglich 1.450 Mark pro Jahr. Selbst beim bis dato preisgünstigsten Modell am Markt – dem 1912 präsentierten Zweisitzer „Wanderer Puppchen“ – sind allein für die Anschaffung mehr als zwei Jahreslöhne fällig.
Den durchaus vorhandenen Bestrebungen der deutschen Hersteller, das Autofahren erschwinglicher zu gestalten, schiebt im August 1914 der Ausbruch des Ersten Weltkriegs einen Riegel vor. Die frühesten bleibenden Eindrücke, die Gustav von der ihn umgebenden Welt bekommt, dürften deshalb Männer in Uniform, Schwerstarbeit verrichtende Frauen und ein von Kriegsmonat zu Kriegsmonat stärker um sich greifender Fatalismus seiner erwachsenen Mitmenschen sein. Wann er das erste Automobil zu Gesicht bekommt, lässt sich dagegen nur vermuten. Wahrscheinlich erst Jahre nach der November-Revolution, in deren Verlauf Deutschland ziemlich unvorbereitet von der Monarchie in die parlamentarische Demokratie stolpert.
Anders als die in etwa gleichaltrigen Mitschüler Johann Heinemann und Diedrich Schweers in der Volksschule Hurrel lässt der Krieg Gustav nicht als Halbwaise zurück. Folglich dürfte ihm schon bald klarwerden, dass nicht Mutter Anna Catharine, sondern Vater Heinrich das Kommando auf dem elterlichen, 1521 durch Luke Wulf begründeten Betrieb führt – und dass er selbst als jüngster Sohn der per Gesetz vorgesehene Hoferbe ist. Eine mit einiger Sicherheit freudig aufgenommene Perspektive, die sich allerdings kurz nach Gustavs elftem Geburtstag zerschlägt: Am 25. August 1924 kommt als Nesthäkchen der Familie Bruder Heino zur Welt.
Trotzdem bleiben Gustavs Zukunftspläne ganz und gar auf die Landwirtschaft ausgerichtet. Ob und wo er nach seinem Schulabschluss eine entsprechende Ausbildung macht, ist in der Familie nicht mehr bekannt – ebenso wenig, ob er die ganze Zeit zu Hause arbeitet oder zunächst woanders in Stellung geht. Sollte Letzteres der Fall sein, kehrt er jedoch spätestens mit dem frühen Tod des Vaters im August 1933 zurück und unterstützt gemeinsam mit Bruder Georg Mutter Anna Catharine und Großmutter Anna Marie bei der Bewirtschaftung des knapp 25 Hektar großen Hofes.
Wann und wo genau Gustav Klara Spinning aus Altmoorhausen kennenlernt und wann die beiden ein Paar werden, liegt heute ebenfalls im Dunkeln. Klaras Eltern gehört der mutmaßlich älteste Hof im Nachbardorf, der damals jedoch mangels männlicher Nachkommen verpachtet ist (heutiger Eigentümer: Mathias Schmale). Gut möglich, dass Gustav und Klara planen, nach ihrer Hochzeit diesen Hof zu übernehmen – wozu es aber angesichts der direkt in den Zweiten Weltkrieg mündenden Politik der seit 1933 regierenden Nationalsozialisten nicht mehr kommt. Schon bald nach Kriegsausbruch im September 1939 wird Gustav zur Wehrmacht eingezogen und kämpft vermutlich spätestens nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 an der Ostfront.
Erst am 12. März 1943 können Gustav und Klara Hochzeit feiern – zu diesem Zeitpunkt ist Klara bereits im sechsten Monat schwanger. Kurz vor der Rückkehr an die Front spricht Gustav Erzählungen seiner Schwester Elli zufolge von der Sorge, das Ende des Krieges nicht mehr zu erleben. Eine Vorahnung, die prompt zur traurigen Gewissheit wird: Gustav stirbt am 31. Juli 1943 südlich des Ladogasees durch einen im Laufe der Dritten Ladoga-Schlacht erlittenen Bomben-Volltreffer, ohne seinen im Juni geborenen Sohn Harald noch einmal zu Gesicht bekommen zu haben. Wo anschließend seine sterblichen Überreste zur letzten Ruhe gebettet werden, ist in der Familie nicht bekannt.