Johann Hermann Hinrich Wübbenhorst wird am 27. Juni 1874 als erstes Kind von Diedrich Wübbenhorst und Anna Marie Sophie Clauss auf dem väterlichen Hof in Hurrel (heute: Birgit Ganteföhr) geboren. Er ist der ältere Bruder von August Wübbenhorst, Aline Wübbenhorst und Hermann Theodor Wübbenhorst. Daneben hat er mit Johann Diedrich Rüdebusch, Heinrich Rüdebusch, Frieda Barkemeyer, Martha Petermann, Gesine Müller und Georg Rüdebusch noch sechs Halbgeschwister aus der zweiten Ehe seiner Mutter mit Johann Rüdebusch.
Eine Woche nach Johanns Geburt geht in St. Louis die Eads Bridge in Betrieb, die die US-Staaten Illinois und Missouri miteinander verbindet. Das 1867 begonnene, nach seinem Konstrukteur James Eads benannte Bauwerk über den Mississippi ist zum damaligen Zeitpunkt mit knapp 625 Metern die längste Bogenbrücke der Welt. Sie ist zudem die erste Brücke dieser Größenordnung, deren tragende Teile überwiegend aus Stahl bestehen.
Aufgrund der besonderen geografischen Voraussetzungen mussten die Fundamente der Brückenpfeiler zum Teil fast 40 Meter unter der Wasseroberfläche errichtet werden – eine Herausforderung, die Eads mit dem Einsatz von Senkkästen bewältigte. Weil die Folgen eines unsachgemäßen Auftauchens nach dem Aufenthalt in derartiger Tiefe bei Baubeginn noch nicht bekannt waren, starben in den ersten Jahren insgesamt 15 Arbeiter an der Dekompressionskrankheit. Einige weitere trugen bleibende und teilweise schwerwiegende körperliche Schäden davon.
Wegen der einzigartigen Konstruktion ist in der Bevölkerung noch kurz vor Fertigstellung die Skepsis groß, ob die Brücke tatsächlich halten wird. Um die Zweifel zu zerstreuen, lässt Eads am 14. Juni 1874 einen aus einem in der Nähe kampierenden Wanderzirkus ausgeliehenen Elefanten die Brücke überqueren. Das gilt als Beweis, dass von dem Bauwerk keinerlei Gefahr ausgeht – andernfalls, so die Annahme, hätte sich der Elefant dem Gang instinktiv verweigert. Ein öffentlich zelebriertes Spektakel mit Volksfest-Charakter, dem zwei Wochen später ein weiterer Härtetest folgt: Insgesamt 14 Lokomotiven passieren gleichzeitig die Brücke, ohne dass diese irgendwelche Anzeichen einer Überlastung zeigt. Der feierlichen Eröffnung am 4. Juli 1874 – dem amerikanischen Unabhängigkeitstag – steht nichts mehr im Wege. Ein Ereignis, das unter anderem die Rahmenhandlung für das 1994 erschienene Lucky-Luke-Album „Le pont sur le Mississippi“ liefert.
Auch im Großherzogtum Oldenburg, zu dem Johanns Heimatort gehört, tut sich 1874 in puncto Verkehrs-Infrastruktur einiges. So treibt die Großherzoglich Oldenburgische Staatseisenbahn mit Hochdruck die Bahnstrecke Leer–Groningen voran – ein am 27. Juni mit den Niederlanden geschlossener Staatsvertrag schafft dafür die rechtlichen Voraussetzungen. Kernstück dieser Verbindung ist der noch im selben Jahr begonnene Bau einer 345 Meter langen Drehbrücke über die Ems, dem Vorläufer der späteren Friesenbrücke.
Auf dem Wübbenhorst-Hof leitet das Jahr 1874 derweil einen Umbruch ein. Am 1. Januar führt dort noch Hermann Wübbenhorst das Kommando – das jüngste von vier Kindern hat ihn 1866 gemäß des in der Gemeinde Hude geltenden Erbrechts zugesprochen bekommen. Seinem Bruder Diedrich, damals 37 Jahre alt, bleibt nur die Rolle eines mitarbeitenden Familienmitglieds. Mit welchen Erwartungen und Perspektiven, lässt sich aus heutiger Sicht schwerlich beurteilen. Dasselbe gilt für den Umstand, warum es nach der sich kurz vor dem Jahreswechsel ankündigenden Schwangerschaft des 20-jährigen Dienstmädchens Anna Clauss zunächst nicht zur Heirat zwischen Diedrich und Anna kommt.
Zwei Monate vor Johanns Geburt stirbt Hermann, was die Lage von Grund auf ändert. Da sein Bruder weder Frau noch Kinder hinterlässt, erbt Diedrich als nächster männlicher Verwandter den damals rund 25 Hektar großen Hof. Dort feiert er am 25. August 1874 doch noch Hochzeit mit Anna. Am selben Tag empfängt Johann die kirchliche Taufe.
Ob sich Johann in den Monaten danach zunächst gesund entwickelt, ist nicht überliefert. Er stirbt am 5. April 1876, elf Wochen vor seinem zweiten Geburtstag. Das Huder Kirchenbuch vermerkt als Todesursache „Lungenkrankheit“. Dabei dürfte es sich um die damals weit verbreitete Tuberkulose handeln, die sehr wahrscheinlich auch seinen Onkel Hermann das Leben gekostet hat. Beerdigt ist Johann fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.