Werner Hartmann wird am 12. Juni 1936 als zweites Kind von Georg Hartmann und Martha Hartmann aus Hurrel geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anita Schröder und der ältere Bruder von Linda Grashorn.
Eine Woche nach Werners Geburt werden 45.000 Zuschauer im New Yorker Yankee Stadium und Millionen Radiohörer Zeuge einer der größten Sensationen im internationalen Boxsport: Ex-Weltmeister Max Schmeling schlägt den hoch favorisierten US-Amerikaner Joe Lewis durch K.o. in der zwölften Runde. Zuvor hatte Lewis den Ring in 23 Kämpfen noch nie als Verlierer verlassen, die Wetten auf seinen Sieg standen bei 10:1.
In Deutschland versuchen die seit 1933 regierenden Nationalsozialisten Schmelings Triumpf gegen den Afroamerikaner Lewis prompt als „Beweis für die Überlegenheit der arischen Rasse“ zu missbrauchen. Dabei nimmt ihnen jedoch schon wenige Wochen später ein anderer Farbiger den Wind aus den Segeln: Mit vier Goldmedaillen avanciert Leichtathlet Jesse Owens zum erfolgreichsten Teilnehmer der am 1. August 1936 eröffneten Olympischen Sommerspiele in Berlin. Und auch die Revanche im Boxen verläuft nicht recht nach dem Geschmack der braunen Machthaber: Am 22. Juni 1938 malträtiert Lewis seinen Gegner von Beginn an derart heftig, dass Schmeling den Kampf noch vor Ende der ersten Runde aufgeben muss.
Rein politisch betrachtet sind Werners erste Lebensjahre jedoch geprägt von zahlreichen Erfolgen der Nazis, allen voran dem Anschluss Österreichs und den Ergebnissen des Münchner Abkommens, in dessen Folge deutsche Truppen mit Billigung Großbritanniens und Frankreichs ins Sudetenland einmarschieren. Mit dem Überfall auf Polen ist der Bogen jedoch überspannt: Am 1. September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg.
Als Werner 1942 oder 1943 in die Volksschule Hurrel eingeschult wird, tobt der Krieg immer noch – allerdings ohne Beteiligung seines Vaters, der als 1902 Geborener um eine Einberufung zur Wehrmacht herumkommt. Den Einsatz im Ende 1944 aufgestellten Volkssturm übersteht Georg Hartmann unbeschadet, so dass in Werner Familie bis zur bedingungslosen Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 keine Opfer zu beklagen sind.
Die ersten Nachkriegsjahre dürfte Werner angesichts des allgegenwärtigen Mangels zeitlebens ähnlich negativ in Erinnerung behalten wie die meisten anderen Dorfbewohner. Die Unterrichtssituation in der schon bald wieder geöffneten Volksschule ist ebenfalls katastrophal. Auch dort fehlt es nahezu an allem. Zudem hat sich die Zahl der Schüler durch den Zuzug von Heimatvertriebenen massiv erhöht. Anders als die meisten Flüchtlingskinder oder enge Freunde wie Gerold Wachtendorf, Heinz Janzen und Herwig Pape hat Werner jedoch zu jedem Zeitpunkt eine klare Perspektive vor Augen: Als einziger Sohn ist er nicht nur Erbe des elterlichen Hofes, der Betrieb (heute: Michael und Sara Westphal) ist mit rund 15 Hektar für damalige Verhältnisse auch groß genug, um davon leben zu können.
Nach Abschluss der Volksschule besucht Werner zwei Jahre lang die Landwirtschaftsschule in Hude und absolviert anschließend ein Fremdjahr auf dem Hof Strudthoff in Havekost. In seiner Freizeit engagiert er sich wie die meisten Altersgenossen aus den umliegenden Dörfern in der 1955 neu gegründeten Landjugend Sandersfeld. Auch bei den örtlichen Jägern ist Werner früh aktiv, ebenso im 1950 wiederbelebten Schützenverein Hurrel – dort wird er im Juli 1957 der bis dahin jüngste Schützenkönig.
Zwischen 1955 und 1965 heiraten nicht nur Werners Schwestern Anita und Linda, sondern auch fast alle Mitglieder der ersten Landjugend-Generation. Nicht so Werner, obwohl es Erzählungen aus seinem Bekanntenkreis zufolge dazu durchaus Gelegenheiten gegeben hätte. Vielleicht ist es der ihm eigene Hang zum Perfektionismus, der Werner vor einer Ehe zurückschrecken lässt. Sein Streben, stets das Beste zu geben und im Gegenzug auch nur das Beste zu bekommen, beschert ihm derweil in Wettkämpfen jeglicher Art einen Erfolg nach dem anderen. So könnten es sich in den 60er Jahren seine Gegner im von der Landjugend veranstalteten Leistungspflügen eigentlich sparen, gegen ihn anzutreten, der Sieger steht von vornherein fest: Werner Hartmann.
Auch im Schützenverein räumt Werner regelmäßig ab. Gäbe es keine Königssperre, Werner hätte die Hurreler Schützen bis zum Ende seiner aktiven Zeit vermutlich in jedem dritten oder vierten Jahr angeführt. So jedoch reicht es nach 1957 nur zu drei weiteren Titeln (1971, 1980 und 1994). In späteren Jahren macht sich Werner darüber hinaus um die Schützen-Gemeinschaft verdient, indem er zahlreiche Momente des Vereinslebens mit seiner Fotokamera festhält.
Nach dem Tod von Mutter Martha im Dezember 1990 – Vater Georg ist bereits 1976 gestorben – lebt Werner allein auf seinem Hof. Der Wunsch, dort nach Erreichen des Rentenalters 2001 und der Verpachtung der dazugehörigen Ländereien den Lebensabend zu verbringen, erfüllt sich nicht: Werners Erkrankung an Parkinson macht schon zwei Jahre später eine Übersiedelung in den Wohnpark Am Sonnentau in Hude erforderlich. Dort stirbt er am 14. März 2013. Beerdigt ist Werner sieben Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.