Aenne Franz wird am 1. August 1949 als drittes Kind von Erwin Franz und Caroline Franz geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Hilda Helms und Ursel Tönjes und die jüngere Halbschwester von Hans Ramke.
Am 28. August 1949 jährt sich zum 200. Mal die Geburt von Johann Wolfgang von Goethe – ein Ereignis, an dem angesichts der Bedeutung des wohl bekanntesten deutschen Dichters für die Weltliteratur im „Goethejahr 1949“ kaum jemand vorbeikommt. Im noch immer in vier Besatzungszonen aufgeteilten Rest-Deutschland gibt es dazu das ganze Jahr über eine Reihe von Veranstaltungen, die erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs auch international Beachtung finden. Den Anfang macht gleich am 2. Januar der Nordwestdeutsche Rundfunk in Hamburg mit der 35-teiligen, bis Ende August laufenden Hörspielreihe „Goethe erzählt sein Leben“.
Die sich schon in den Monaten vor der Gründung der Bundesrepublik am 23. Mai 1949 abzeichnende Aufteilung in zwei deutsche Staaten spiegelt sich auch im Umgang mit diesem Thema wider. Als bekannt wird, dass Goethes Geburtsstadt Frankfurt am Main ihren 1927 gestifteten Goethe-Preis im Juli an Thomas Mann verleihen wird und der Nobelpreisträger zusagt, aus diesem Anlass zum ersten Mal nach seiner Emigration im Februar 1933 wieder einen Fuß auf deutschen Boden zu setzen, sieht sich die in der sowjetischen Besatzungszone regierende SED zu einer Reaktion gezwungen: Sie erlaubt der Stadt Weimar, Thomas Mann zum Ehrenbürger zu ernennen und ihm ihrerseits den eigens zu diesem Zweck aus der Taufe gehobenen Goethe-Nationalpreis zu verleihen – und das, obwohl der so Geehrte ganz und gar nicht dem Ideal eines sich in den Dienst des Sozialismus stellenden Schriftstellers entspricht. Die Ehrung in der angehenden DDR findet an Aennes Geburtstag statt, eine Woche nach der Verleihung des Goethe-Preises in Frankfurt.
Ob Aennes Eltern, die seit 1935 einen kleinen Bauernhof im Hurreler Sand (heute: Sabine und Klaus Bruhn) bewirtschaften, vom Anfang 1949 einsetzenden Goethe-Hype viel mitbekommen, lässt sich nur vermuten. Mit großer Sicherheit haben für sie jedoch trotz mancher Fortschritte im noch vier Jahre zuvor völlig am Boden liegenden Nachkriegs-Deutschland andere Dinge Priorität – von den durch die Geburt eines weiteren Kindes zu erwartenden Veränderungen im Alltag einmal ganz abgesehen.
Als Aennes Mutter ihre erneute Schwangerschaft bewusst wird, ist sie bereits 43 Jahre alt. Nach heutigem Verständnis handelt es sich also eindeutig um eine Risikoschwangerschaft, der Eltern und Frauenärzte in der Regel allerhöchste Aufmerksamkeit widmen. Das ist 1949 sicher noch ein wenig anders, obwohl es damals rein statistisch betrachtet viel seltener vorkommt. Caroline Franz selbst wiederum mag dieser Umstand gar nicht sonderlich exotisch erschienen sein: Ihre eigene Mutter Christine Aline Ramke brachte sie schließlich 1905 erst kurz vor dem 45. Geburtstag zur Welt.
Da Carolines vorangegangenen drei Geburten weitgehend ohne Komplikationen verliefen, dürfte sich die Aufregung im Hause Franz im Vorfeld tatsächlich in Grenzen gehalten haben. Doch diese Schwangerschaft verläuft anders. Die Wehen setzen bereits vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin ein, darüber hinaus kommt Aenne mit einem Herzfehler zur Welt. Sie stirbt deshalb schon am darauffolgenden Tag und wird einige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude in aller Stille beerdigt. Auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern übrigens in einem eigenen Grab: Der Bestatter hatte – zur damaligen Zeit durchaus üblich – angeregt, Aennes sterbliche Überreste dem Sarg des am 1. August verstorbenen Nachbarn Karl Timmermann beizulegen.