Otto Georg Helmers wird am 14. Januar 1925 als zweites Kind von Johann Diedrich Helmers und Marie Helmers in Heidkamperfeld bei Wiefelstede im Landkreis Ammerland geboren. Er ist der jüngere Bruder von Johann Helmers.
Zwei Tage nach Ottos Geburt tritt in Berlin eine neue Reichsregierung zusammen – die zwölfte seit Ausrufung der Weimarer Republik im November 1918. Geführt wird sie vom parteilosen Reichskanzler Hans Luther, der einer bürgerlichen Koalition aus Zentrum, DVP, DDP, BVP und DNVP vorsteht. Auch diese Regierung hält sich weniger als ein Jahr im Amt, sie zerbricht im November 1925 am Widerstand der DNVP gegen den auf Versöhnung zwischen den ehemaligen Weltkriegs-Gegnern zielenden Locarno-Pakt. Luther regiert noch bis Mai 1926 mit einem Minderheits-Kabinett weiter, muss dann aber im Streit über die neue Flaggen-Verordnung zurücktreten.
Trotz der nach wie vor großen politischen Gegensätze gilt 1925 als das Jahr, in dem die junge deutsche Republik allmählich festen Boden unter die Füße bekommt. Die Folgen der verheerenden Hyperinflation sind abgeklungen, zudem stellt der im August 1924 in London beschlossene Dawes-Plan die an Deutschland gerichteten Reparationsforderungen auf eine neue Grundlage. Frankreich und Belgien beenden daraufhin die Besetzung des Ruhrgebiets, Kredite aus dem Ausland sorgen für einen Aufschwung der deutschen Wirtschaft. Die Goldenen Zwanziger beginnen.
In stark ländlich geprägten Gebieten wie dem Ammerland kommt indes wenig von diesem Aufschwung an. Die neuen Handelsbeziehungen öffnen den Markt für landwirtschaftliche Importe – zum Nachteil der heimischen Erzeuger. Die Preisschere zwischen landwirtschaftlichen Gütern und Industrieprodukten geht immer weiter auseinander, so dass viele Bauern nur mit Krediten über die Runden kommen. Weil 1927 erst die Schweine- und im Jahr darauf auch die Getreidepreise auf Talfahrt gehen, erhalten radikale Kräfte rasch Zulauf. Bereits bei den Reichstagswahlen vom 20. Mai 1928 entfallen im Ammerland knapp 30 Prozent der Stimmen auf die von Adolf Hitler geführte NSDAP, bei den Wahlen zum Oldenburger Landtag am 29. Mai 1932 sind es sogar mehr als 80 Prozent.
Zu diesem Zeitpunkt besucht Otto die zweite Klasse der Volksschule in Borbeck. Als er die Schule im Frühjahr 1939 abschließt, hat sich Deutschland fundamental gewandelt: Aus der Republik ist bereits kurze Zeit nach der Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 eine Diktatur geworden – die mit der Zerschlagung der Tschechoslowakei und bewusst inszenierten Spannungen mit Polen offen auf einen neuen Krieg zusteuert.
Den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 erlebt Otto auf dem elterlichen Hof, wo er wie zuvor bereits sein drei Jahre älterer Bruder Johann eine landwirtschaftliche Ausbildung begonnen hat. Im Januar 1943 – Johann ist zu diesem Zeitpunkt bereits an die Ostfront abkommandiert – wird Otto zum Arbeitsdienst eingezogen, den er zunächst in Nordholz bei Cuxhaven und dann im holländischen Oldenzaal ableistet. Es folgen ab September 1943 erste Einsätze bei der Wehrmacht in Dänemark und Norwegen und schließlich im Juli 1944, kurz nach der Invasion der Alliierten in der Normandie, die Versetzung an die nordfranzösische Atlantikküste. Dort gerät Otto am 8. August 1944 in der Nähe der Stadt Caen in amerikanische Gefangenschaft.
Nach kurzer Internierung in Großbritannien geht es für Otto mit dem Schiff nach New York und von dort weiter mit der Eisenbahn in ein Militärlager in Oregon. Dem Aufenthalt dort schließen sich bis Sommer 1946 diverse Arbeitseinsätze in der Landwirtschaft an: Otto hackt Rüben in Idaho und Montana, erntet Baumwolle und Kartoffeln in der Nähe von San Francisco und pflückt Orangen in San Diego. Der Rückkehr nach Europa folgt ein erneuter Arbeitseinsatz in Frankreich, bevor Otto schließlich Anfang 1947 in Münster aus der Gefangenschaft entlassen wird.
Zurück in der Heimat setzt Otto seine Ausbildung mit dem Besuch der Landwirtschaftsschule in Oldenburg und einer einjährigen Fremdlehre auf dem Hof von Friedrich Ahlers in Düngstrup fort. Zwischen Herbst 1948 und Herbst 1949 besucht er dann die Höhere Landbauschule in Melle und legt dort die Prüfung zum staatlich geprüften Landwirt ab.
Eine für die damalige Zeit nahezu perfekte Ausbildung – wohin sie einmal führen soll, bleibt allerdings lange ungewiss. Nur zu gerne hätte Otto den elterlichen Hof in Heidkamperfeld übernommen. In der Gemeinde Wiefelstede herrscht jedoch Ältestenrecht, und auch Bruder Johann ist mit Leib und Seele Landwirt. Hilfe kommt aus der Familie seines Vaters: Alfred Osterthun, der Ehemann einer Kusine von Johann Diedrich Helmers, berichtet im Sommer 1950 von seinem kinderlosen Onkel Dietrich Schütte in Hurrel, der auf der Suche nach einem Hofnachfolger ist. Es kommt zu einem ersten Gespräch vor Ort, und schon am nächsten Tag zieht Otto als Pächter auf den Schütte-Hof.
Das Jahr 1950 bleibt Otto auch noch aus einem anderem Grund auf ewig in Erinnerung: Kurz vor seinem Treffen mit Dietrich Schütte hat er auf einer Tanzveranstaltung Erna Oltmanns aus Bokel kennengelernt, die ihm nach Hurrel folgt und fortan Dietrich den Haushalt führt. Noch bevor Otto und Erna am 11. Mai 1951 in Hude heiraten, fühlen sich beide im Dorf heimisch.
Der Schütte-Hof gehört zwar zu den ältesten und mit rund 35 Hektar auch zu den größten Betrieben im Ort. Angesichts der äußeren Umstände – Landwirtschaftskrise, Krieg, fehlende Perspektiven mangels Erben – hatte Dietrich Schütte jedoch über Jahrzehnte kaum investiert, so dass Otto und Erna für den Neustart alle Kräfte mobilisieren müssen. Dabei bleiben Rückschläge nicht aus: Im Herbst 1951 wütet im Landkreis Oldenburg die Maul- und Klauenseuche, von der in Hurrel beziehungsweise Sandersfeld die Bestände von Gerhard Pflug, Johann Haverkamp und eben von Otto und Erna betroffen sind. In die schwierige Startphase fällt auch der frühe Tod von Ottos Vater nach längerer Krankheit.
Doch es gibt auch Positives zu vermelden – die Geburt der Kinder Günter und Sigrid im Mai 1952 beziehungsweise November 1953 etwa. Zudem entschließt sich Dietrich Schütte recht schnell, seine Pächter als Erben einzusetzen. Als er im April 1953 stirbt, müssen Otto und Erna deshalb zwar den Pflichtanteil für einige entfernte Verwandte aufbringen, haben sich aber schneller als erhofft den Traum vom eigenen Hof erfüllt.
Die folgenden Jahrzehnte sind geprägt vom kontinuierlichen Ausbau des Hofes. So erhöht sich die Zahl der gemolkenen Kühe bis Ende der 80er Jahre von 12 auf mehr als 50. Darüber hinaus bildet Otto Dutzende von Lehrlingen aus, die sich ganz überwiegend positiv an diese Zeit erinnern und teilweise noch viele Jahre später mit ihm in Kontakt stehen. Bei den Abschlussprüfungen der Landwirtschaftskammer ist Ottos Rat als Experte gefragt, auch bei Wettkämpfen – beispielsweise der Landjugend – tritt er in den 60er und 70er Jahren regelmäßig als Preisrichter auf. Als Züchter holt er überdies bei Tierschauen so manchen Preis selbst nach Hause.
Anfang 1990 übergibt Otto den Hof an Sohn Günter und Schwiegertochter Linda, zwei Jahre später erfolgt der Umzug in ein neu erbautes Altenteiler-Haus. Dabei signalisiert Otto ein in der Bauphase erlittener Herzinfarkt, dass er es künftig wohl etwas ruhiger angehen lassen muss. Mit einer sehr disziplinierten Lebensweise schafft er es jedoch, die gesundheitlichen Einschränkungen auf ein Minimum zu reduzieren. Erst im Sommer 2013 erzwingen abermals Herzprobleme einen längeren Krankenhaus-Aufenthalt.
Seine letzten Lebensjahre verbringt Otto gemeinsam mit Erna und Tochter Sigrid im Hurreler Altenteiler-Haus. Er stirbt am 20. Dezember 2016 – knapp zwei Jahre nach Ernas Tod – an Altersschwäche und wird drei Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beigesetzt.