Gerhard Heinrich Schwarting wird am 15. Januar 1890 als erstes Kind von Johann Hinrich Schwarting und Catharine Schwarting auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Gerd und Ute Schwarting) geboren. Er ist der ältere Bruder von Heinrich Georg Schwarting, Gustav Schwarting und Adele Blankemeyer.
Am selben Tag wie Gerhard kommt in Mutterstadt Wilhelm Renner zur Welt, im Dritten Reich Rüstungsmanager und Vater der späteren Kanzlergattin Hannelore Kohl. Zehn Tage danach beendet die amerikanische Journalistin Nellie Bly eine Aktion, die sie weltberühmt macht: Auf den Spuren von Jules Vernes Romanheld Phileas Fogg reist sie von New York aus gen Osten startend einmal um die Welt – und erreicht nach Zwischenstationen in London, Calais, Amiens, Brindisi, Port Said, Suez, Aden, Colombo, Penang, Singapur, Hongkong, Yokohama und San Francisco nicht wie Fogg nach 80 Tagen, sondern bereits nach 72 Tagen und sechs Stunden wieder ihren Ausgangspunkt. Beim viertägigen Endspurt quer durch die USA feiert das Volk die Reise-Pionierin wie einen Popstar: Nellie-Bly-Brettspiele, Nellie-Bly-Globen und Nellie-Bly-Reisekleider werden zu einem Absatzrenner, ebenso ihr noch im selben Jahr erscheinendes Buch „Around the world in 72 days“.
Wenige Monate später macht ein anderer Popstar jener Zeit ganz in Gerhards Nähe Station: William Frederick Cody, besser bekannt unter dem Künstlernamen Buffalo Bill, gastiert mit seiner „Wild West Show“ vom 10. bis zum 15 September 1890 auf der Radrennbahn an der Schleifmühle in Bremen und gibt sechs Vorstellungen vor ausverkauftem Haus. Ob die zahlreichen lokalen Presseberichte zu diesem Ereignis – etwa über die Teilnahme einiger zum Show-Personal gehörender Indianer an einer Chorprobe des Männergesangvereins „Eintracht“ oder den Besuch der bunten Truppe auf dem Bremer Freimarkt – bis ins 30 Kilometer entfernte Hurrel vordringen, ist allerdings nicht überliefert.
Reine Spekulation ist auch, ob das alles überlagernde innenpolitische Ereignis des Jahres 1890 – die Entmachtung des langjährigen Reichskanzlers Otto von Bismarck durch Kaiser Wilhelm II. – Gerhards Leben und das Leben Millionen anderer Menschen entscheidend beeinflusst. Vielleicht hätte es mit Bismarck oder einem in seinem Sinne agierenden Nachfolger die 1892 geschlossene Russisch-Französische Allianz ebenso wenig gegeben wie 1904 die Entente Cordiale zwischen Frankreich und Großbritannien, der 1907 auch Russland beitritt. Einen bereits um die Jahrhundertwende in der Luft liegenden Krieg der europäischen Großmächte untereinander hätte aber angesichts der massiven Aufrüstung auf allen Seiten vermutlich auch Bismarcks auf eine Isolierung Frankreichs zielende Bündnispolitik nicht verhindert.
Als Großbritannien und Frankreich im April 1904 aufeinander zugehen, hat Gerhard gerade die Volksschule in Hurrel beendet und bereitet sich auf seine Konfirmation vor. Ob zu diesem Zeitpunkt bereits feststeht, dass er später einmal entgegen dem in der Gemeinde Hude gültigen Jüngstenrecht den 1898 nach einem Brand von seinem Vater wieder aufgebauten Hof übernehmen soll, ist in der Familie nicht mehr bekannt. Es steht jedoch zu vermuten, denn der jüngste, 1893 geborene Bruder Gustav besucht nach dem Tod des zweiten Bruders Heinrich Georg im Februar 1906 die Handelsschule und beginnt danach eine kaufmännische Ausbildung beim Bremer Kaffeeröster Carl Ronning.
Letztlich macht der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 die Zukunftspläne beider Brüder zur Makulatur. Gerhard folgt wie kurze Zeit später auch Gustav dem Ruf Kaiser Wilhelms zu den Waffen und kämpft an der Westfront, wo er im Dezember 1914 und im Frühjahr 1916 leicht und dann im Herbst 1916 schwer verwundet wird. Am 21. März 1918 – dem ersten Tag einer als Kaiserschlacht bezeichneten Frühjahrsoffensive der deutschen Truppen – kommt Gerhard in der Nähe der nordfranzösischen Stadt Saint-Quentin ums Leben. Beerdigt ist er laut Kirchenbuch der Gemeinde Hude drei Tage später, wobei sich die genaue Lage seines Grabes später nicht mehr feststellen lässt.