Gerda Johanne Pape wird am 22. Juni 1936 als erstes Kind von Erich Vosteen und Gesine Vosteen geboren. Sie ist die ältere Schwester von Hilde Harms und Elli Ramke.
Gleich zwei Ereignisse an Gerdas Geburtstag zeigen auf, in welch eine ideologisch aufgeheizte Zeit sie und ihr astrologischer Zwilling, der spätere Country-Sänger und Schauspieler Kris Kristofferson, hineingeboren werden. In Berlin heiratet der durch die Rolle des „Mephisto“ in Goethes „Faust“ berühmt gewordene Schauspieler und Regisseur Gustaf Gründgens seine Kollegin Marianne Hoppe. Für Gründgens ist es nach der 1929 geschiedenen Verbindung mit Erika Mann die zweite Ehe – und alles andere als eine Liebesheirat. Dient sie doch in erster Linie dazu, die Öffentlichkeit und vor allem die seit 1933 regierenden Nationalsozialisten über Gründgens‘ homoerotische Neigungen und Hoppes Bisexualität hinwegzutäuschen. Beides gilt führenden NSDAP-Ideologen als mit dem Nationalsozialismus unvereinbar.
Gründgens‘ Haltung zu den neuen Machthabern ist ambivalent. Auf der einen Seite versucht er, seine Karriere auch im NS-Staat voranzutreiben und pflegt deshalb ein freundschaftliches Verhältnis zu Reichsminister Hermann Göring. Auf der anderen Seite setzt er sich für jüdische Kollegen ein und verhilft am Vorabend des Holocaust einigen von ihnen zur Flucht. Als sich im Frühjahr 1936 der „Völkische Beobachter“ wegen einer umstrittenen „Hamlet“-Inszenierung auf ihn einschießt, flieht Gründgens selbst in die Schweiz, kehrt aber nach einem Schutzversprechen Görings zurück. Um keine weitere Angriffsfläche zu bieten, unterbreitet er Hoppe seinen Antrag – ohne freilich damit die öffentliche Gerüchteküche zum Verstummen zu bringen. „Hoppe, Hoppe, Gründgens, die kriegen keine Kindgens, und das hat seine Gründgens“ oder „Hoppe, Hoppe, Gründgens, die kriegen keine Kindgens; und kriegt die Hoppe Kindgens, dann sind die nicht von Gründgens“ sind zwei im Sommer 1936 in Berlin sehr populäre Spottverse.
Für das zweite, deutlich dramatischere Ereignis sind keine vergleichbaren Spottverse überliefert: Ebenfalls am 22. Juni 1936 fällt in Wien der weit über die österreichische Hauptstadt hinaus bekannte Philosoph Moritz Schlick einem Mordanschlag zum Opfer. Der Täter Hans Nelböck, einer von Schlicks früheren Studenten, fühlt sich durch dessen Lehre von Toleranz und Vernunft existenziell bedroht. Seine zur Verteidigung vorgebrachten Thesen werden im Zuge des folgenden Gerichtsverfahrens von diversen Vertretern des Austrofaschismus aufgegriffen und letztlich so interpretiert, dass Schlick an seiner Ermordung mehr oder weniger selbst schuld sei. Am Ende verurteilen die Richter Nelböck zu einer Haftstrafe von gerade einmal zehn Jahren. Nach dem von Adolf Hitler erzwungenen Anschluss Österreichs an Deutschland wird er im Oktober 1938 aus der Haft entlassen und kommt – wie übrigens auch Gustaf Gründgens und Marianne Hoppe in Berlin – relativ glimpflich durch den elf Monate später beginnenden Zweiten Weltkrieg.
Ähnliches gilt für Gerda in Hurrel. Anders als viele Mitschüler in der örtlichen Volksschule muss sie in dieser schweren Zeit nicht auf ihren Vater verzichten: Erich Vosteen wird wegen seiner schlechten Augen bereits kurz nach der Einberufung zur Wehrmacht wieder ausgemustert und führt anschließend den rund acht Hektar großen, von seinem Onkel Hinrich Brinkmann übernommenen Hof an der Ortstraße (heute: Uwe und Inge Ramke) weiter. Mit ihren Eltern und der anderthalb Jahre jüngeren Schwester Hilde erlebt Gerda dann im Frühjahr 1945 die Einnahme Hurrels durch kanadische Truppen.
Nach Kriegsende kehrt auf dem Vosteen-Hof relativ rasch wieder Normalität ein – auch wenn es in den kommenden Jahren etwas enger wird als zuvor: Zunächst nehmen Gerdas Eltern im November 1945 den aus Westpreußen stammenden Flüchtlingsjungen Heinrich Moddelmog bei sich auf, im April 1946 wird dann ihre jüngste Schwester Elli geboren.
Nach Schulabschluss und Konfirmation geht Gerda gemeinsam mit Christa Hoffrogge aus Lintel auf dem Hof Behrens in Nutzhorn in Stellung, dem Geburtsort ihrer Mutter Gesine. Später arbeitet sie ein knappes Jahr lang auf dem Hof Spille in Husum bei Huntlosen.
Im Juli 1954 stirbt Gesine Vosteen an den Folgen einer zu spät erkannten Thrombose. Ein Schock für die ganze Familie, insbesondere aber für die jüngste Tochter Elli. Die beiden älteren Schwestern Gerda und Hilde wechseln sich in den folgenden Jahren darin ab, sie und Vater Erich nach Kräften im Haushalt und auf dem Hof zu unterstützen.
Der 8. Mai 1955 – zehnter Jahrestag des Kriegsendes in Europa – wird für Gerda zu einem ganz besonderen Tag. Der Schützenverein Hurrel hat eine neue Fahne angeschafft und alle umliegenden Vereine zur Weihe geladen. Zusammen mit Lisa Schweers und Elfriede Haverkamp führt Gerda den Umzug an, der die Fahne zunächst zur Zeremonie vor dem Schulhaus und anschließend ins Vereinslokal von Otto Mehrings begleitet. Ein gelungener Auftritt im schneeweißen Kleid, der einen jungen Mann aus dem Nachbardorf Munderloh nachhaltig beeindruckt: Werner Pape, dessen Vater Johann ebenfalls aus Hurrel stammt. Kurze Zeit später sind Werner und Gerda ein Paar.
Bis zur Hochzeit vergehen allerdings noch mehr als fünf Jahre. Zunächst löst Gerda ihr Versprechen ein, sich bis zu Ellis Konfirmation um die jüngere Schwester und ihren Vater zu kümmern. Erst als im September 1960 mit Gretchen Janßen aus Rethorn eine Haushaltshilfe – und spätere Lebensgefährtin – für Erich Vosteen gefunden ist, heiratet Gerda Werner und zieht zu ihm nach Munderloh. Auch dort haben sich in der Zwischenzeit einige grundsätzliche Dinge geklärt: So steht Werner, dessen Vater den von ihm bewirtschafteten Hof zunächst nur gepachtet hatte, mittlerweile unumstößlich als Grunderbe fest.
Im Dezember 1961 kommt Gerdas und Werners erster Sohn Egon zur Welt, ihm folgen im Januar 1964 der zweite Sohn Ingo und im Februar 1968 Tochter Gunda. Von diesen drei besonderen Momenten losgelöst stehen die folgenden Jahrzehnte ganz im Zeichen des weiteren Ausbaus der Landwirtschaft. So wächst die zum Pape-Hof gehörende Nutzfläche bis Ende der 80er Jahre von 11 auf 27 Hektar, auch die Zahl der gehaltenen Kühe und Schweine steigt kontinuierlich.
Der ursprüngliche Plan, die Verantwortung für den Hof im Laufe der 90er Jahre Stück für Stück auf den jüngsten Sohn Ingo zu übertragen, findet Anfang Oktober 1991 ein jähes Ende: Ingo stirbt völlig überraschend im Alter von nur 27 Jahren. Für die Familie alles andere als eine leichte Zeit. Letztlich reagieren Werner und Gerda auf diese Zäsur mit der Entscheidung, sich künftig weitgehend auf die Bullenmast zu beschränken und den Betrieb auf Tochter Gunda zu überschreiben, die mit ihrem Ehemann Gernot Backhus eine eigene Landwirtschaft in Sandhatten betreibt. Damit einher gehen die Verpachtung der Milchquote und der Ausbau der für ihren ursprünglichen Zweck nicht mehr genutzten Diele zu vermietetem Wohnraum.
In den folgenden Jahren holen Gerda und Werner einiges von dem nach, was zuvor aus zeitlichen Gründen nie möglich war. Dazu gehört zum Beispiel ein Besuch bei Werners jüngerem Bruder Siegfried, der seit 1960 in Toronto lebt. Ihre im Mai 1999 angetretene, achttägige Kanada-Rundreise führt sie unter anderem auch nach Montreal, in die Landeshauptstadt Ottawa und an die Niagara-Fälle.
Wie schnell der Tod ursprünglich gefasste Pläne plötzlich zunichtemachen kann, hat Gerda mehrfach schmerzlich erfahren. Dies ist auch am Ende ihres Lebens so: Als sie im Herbst 2008 die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erhält, bleiben ihr nur noch wenige Wochen. Sie stirbt am 9. Oktober 2008 und wird fünf Tage später auf dem Neuen Friedhof in Kirchhatten beerdigt.