Friedrich Brinkmann – Biographie

Johann Friedrich Brinkmann – Rufname Friedrich – wird am 4. November 1893 als drittes Kind von Johann Brinkmann und Anna Catharine Brinkmann auf dem elterlichen Hof in Tweelbäke geboren. Er ist der jüngere Bruder von Elise Ahrens und Marie Gesine Brinkmann und der ältere Bruder von Diedrich Brinkmann, Meta Martens, Gesine Hülsebusch, Alma Wemken und Klara Kramer.

Drei Tage nach Friedrichs Geburt findet im US-Bundesstaat Colorado eine Volksabstimmung über das Frauenwahlrecht statt. Zugelassen sind gemäß bestehendem Recht ausschließlich Männer, die sich aber mit 35.798 zu 29.451 Stimmen für den Antrag entscheiden. Ein Novum in der Geschichte: Zwar dürfen oder durften Frauen vereinzelt auch schon andernorts wählen – allerdings nicht als Ergebnis einer Volksabstimmung, sondern nach dem Willen des jeweiligen Parlaments. Etwa im US-Staat New Jersey, dessen Vertreter bereits 1776 ein entsprechendes Gesetz erließen. Es galt jedoch nur für vermögende Witwen und wurde schon 1807 wieder aufgehoben.

Noch in Kraft ist dagegen das Frauenwahlrecht in Wyoming, es gilt dort seit 1869. Eingeführt wurde es freilich nicht ohne Hintergedanken: Der damalige Gouverneur John Allen Campbell hoffte, auf diese Weise mehr weibliche Siedler in sein Staatsgebiet zu locken. Auf sechs erwachsene Männer im damals noch nicht den Vereinigten Staaten angeschlossenen Territorium kam nur eine Frau. Rassismus spielte der Überlieferung zufolge ebenfalls eine Rolle. Vielen Weißen war das nach dem Bürgerkrieg verliehene Wahlrecht an ehemalige Sklaven suspekt – noch suspekter als der Gedanke, dass künftig auch die eigene Frau in der Politik mitbestimmen sollte.

In der Hauptstadt Washington hingegen bleibt der Vorstoß aus der Provinz, dem sich 1896 auch Idaho und Utah anschließen, ohne Resonanz: Von nationalen Urnengängen in den USA wie den alle vier Jahre stattfindenden Präsidentschaftswahlen bleiben Frauen weiter ausgeschlossen – wie mit Ausnahme von der britischen Kolonie Neuseeland (Einführung des aktiven Wahlrechts im September 1893) nahezu überall sonst auf der Welt. Keine Ausnahme machen da das Deutsche Reich und das Großherzogtum Oldenburg, zu dem Friedrichs Geburtsort Tweelbäke gehört.

Friedrichs Eltern betreiben am Sandweg an der Grenze zum damals noch selbstständigen Osternburg eine kleine Hofstelle, auf der er mit seinen Schwestern – der einzige Bruder Diedrich ist 1897 im Alter von elf Monaten gestorben – aufwächst. Große Ambitionen, den Betrieb zu übernehmen, zeigt Friedrich allerdings nicht: Nach der achtjährigen Volksschule macht er zunächst eine Lehre als Maurer. Ob und wo er danach in diesem Beruf arbeitet und wie er den im August 1914 ausgebrochenen Ersten Weltkrieg erlebt, ist in der Familie nicht mehr bekannt.

Das Ende des Krieges im November 1918 bringt den Sturz der Monarchie und die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. mit sich. Doch nicht nur das: Zur Wahl der Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 sind erstmals in der deutschen Geschichte auch Frauen zugelassen. Friedrich wiederum scheint in diesen ebenso befreienden wie unruhigen Zeiten ebenfalls einen Sinneswandel vollzogen zu haben – zumindest, was das Thema Landwirtschaft betrifft. Er akzeptiert 1919 das Angebot seines kinderlos gebliebenen Onkels Hinrich Brinkmann, auf dessen Hof in Hurrel (heute: Uwe und Inge Ramke) zu arbeiten und diesen später gegebenenfalls weiterzuführen. Im November desselben Jahres stirbt in Tweelbäke Friedrichs ältere Schwester Marie Gesine im Alter von nur 28 Jahren.

Schon bald nach seiner Ankunft in Hurrel lernt Friedrich die Nachbarstochter Adele Wiedau näher kennen; die beiden heiraten am 16. November 1920. Adele zieht daraufhin auf den rund acht Hektar großen Brinkmann-Hof, wo in den folgenden acht Jahren mit Klara (Januar 1922), Käte (März 1923) Heinrich (April 1924) und Adolf (Juni 1928) insgesamt vier Kinder zur Welt kommen.

Friedrichs Schwiegervater Bernhard Wiedau sähe am liebsten ihn und seine Tochter Adele als Nachfolger des eigenen, mit rund 35 Hektar deutlich größeren Wiedau-Hofes (heute: Heinz und Alke Brinkmann). Angesichts der damit verbundenen Perspektiven willigt Friedrich ein, und die Familie zieht kurz nach Adolfs Geburt von der Ortstraße an die Pirschstraße. Zu diesem Zeitpunkt ist Bernhard Wiedau bereits 72 Jahre alt, arbeitet aber noch immer voll im Betrieb mit.

In einer Zeit, in der der durchschnittliche deutsche Bauernhof etwas mehr als 6 Hektar Land bewirtschaftet, sind 35 Hektar schon eine stattliche Größe. Bernhard Wiedau beschäftigt deshalb wie seine Vorfahren seit jeher familienfremde Arbeitskräfte, die größtenteils mit auf dem Hof wohnen. Um deren Lebenssituation zu verbessern, besinnt sich Friedrich auf seinen Lehrberuf und errichtet 1937 rund 300 Meter weiter südlich an der Pirschstraße ein Arbeiterhaus (heute: Jörg und Silvia Schuda). Dort wohnen bis 1947 unter anderem Friedrichs Schwester Alma Wemken und ihr Ehemann Fritz, anschließend seine Tochter Klara mit Ehemann Gerhard.

Den von den Nationalsozialisten mit dem Überfall auf Polen losgetretenen Zweiten Weltkrieg übersteht Friedrich mit seiner Familie glimpflich – der ältere Sohn Heinrich wird zwar zur Wehrmacht eingezogen, kehrt aber anders als die zum gleichen Jahrgang gehörenden Schulkameraden Heino Rüdebusch, Bernhard Schwarting, Heino Schwarting und Heino Wieting unversehrt zurück. Auch die Schäden durch Fliegerangriffe und die Einnahme Hurrels durch britische und kanadische Truppen im Frühjahr 1945 halten sich in engen Grenzen, so dass der Neustart in der Stunde Null vergleichsweise leicht fällt. Zu beklagen ist allerdings kurz nach Kriegsende der Tod von Friedrichs Schwiegermutter Catharine, die im August 1945 im Alter von 83 Jahren stirbt.

Während Schwiegervater Bernhard am 25. März des Folgejahres auch seinen 90. Geburtstag noch bei guter Gesundheit begeht, ahnt Friedrich zu diesem Zeitpunkt vermutlich bereits, dass sich sein eigenes Leben in Kürze dem Ende nähert. Zwar kämpft er noch gegen den Tumor, der sich in seinem Kopf ausbreitet, hat aber gegen ihn am Ende keine Chance. Friedrich stirbt am 7. Januar 1948 und wird wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.