Gerd Hinrich Tönjes wird am 15. Oktober 1818 als sechstes Kind von Berend Tönjes und Anna Sophie Elisabeth Tönjes auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Heiko Pflug) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Johann Berend Tönjes, Hinrich Tönjes, Johann Hinrich Tönjes, Berend Tönjes und Johann Tönjes und der ältere Bruder von Anna Sophia Tönjes, Catharina Margarete Tönjes und Anna Sophia Tönjes. Zwei weitere, am 25. Dezember 1824 zur Welt gekommene Schwestern sind noch am selben Tag verstorben und somit namenlos geblieben.
Drei Tage nach Gerd Hinrichs Geburt gründen in Jena Studenten-Vertreter aus 14 Universitäts-Städten die Allgemeine Deutsche Burschenschaft. Das Datum ist bewusst gewählt: Am 18. Oktober 1818 jährt sich zum fünften Mal der Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, die den Anfang vom Ende der napoleonischen Herrschaft über weite Teile Deutschlands markiert. Ferner ist es der erste Jahrestag des Wartburgfestes, einer Protest-Veranstaltung von rund 500 Studenten und einigen Professoren gegen die auf den Wiener Kongress folgende Kleinstaaterei mit ihren restaurativen Tendenzen. Daran anknüpfend fordert der neue Verband einen deutschen Nationalstaat mit eigener Verfassung und mehr bürgerlichen Rechten.
Ihr Ziel, die bestehenden regionalen Burschenschaften abzulösen und künftig als übergreifende Organisation für alle Studierenden zu sprechen, verfehlen die Initiatoren. Zu unterschiedlich sind inzwischen die Interessen der einzelnen, nach dem Wartburgfest entstandenen Gruppen. Während die einen eher liberal geprägt sind, versuchen andere ihre Vorstellungen mit allen Mitteln durchzusetzen. Einzelne Burschenschafter schrecken dabei auch vor Gewalt und Mord nicht zurück: So erdolcht der aus Wunsiedel in Oberfranken stammende Student Karl Ludwig Sand im März 1819 den bekannten Schriftsteller August von Kotzebue, weil er ihn für einen Verräter an der nationalen Idee hält.
Die in Kotzebues Haus in Mannheim verübte Tat löst in weiten Teilen der Bevölkerung Entsetzen aus. Und sie liefert der Obrigkeit den Vorwand, streng gegen alle freiheitlichen Bestrebungen vorzugehen: Unter Führung des österreichischen Außenministers Klemens von Metternich erarbeiten Regierungsvertreter der führenden Staaten des Deutschen Bundes die Karlsbader Beschlüsse, die der in Frankfurt residierende Bundestag im September 1819 im Eilverfahren bestätigt. Demzufolge gilt das Verbreiten nationaler und liberaler Gedanken fortan als mit Haft bedrohte Demagogie, sämtliche Burschenschaften werden verboten, für Zeitungen, Flugblätter und sonstige Veröffentlichungen gelten strenge Zensur-Bestimmungen. Die Allgemeine Deutsche Burschenschaft agiert danach zunächst im Untergrund weiter, zerbricht aber schon 1822 endgültig.
Während Staaten wie Preußen, Österreich oder das Kurfürstentum Hessen die Karlsbader Beschlüsse mit enormer Rigorosität umsetzen, herrscht im Großherzogtum Oldenburg in den 1820er Jahren ein vergleichsweise liberales Klima. Regent Peter Friedrich Ludwig steht auf dem Standpunkt, dass von zufriedenen Untertanen keine revolutionären Umtriebe zu erwarten sind und es deshalb keiner besonderen staatlichen Repression bedarf. Womit er sicherlich im Großen und Ganzen richtig liegt – auch wenn „zufrieden“ natürlich ein relativer Begriff ist: In fast ausschließlich von der Landwirtschaft geprägten Dörfern wie Hurrel sind die nahezu ohne Unterschied hart arbeitenden Bewohner schon froh, wenn es ihnen nicht die Ernte verhagelt und sie von den im Vergleich zu heute mehr als kargen Erträgen ihrer Äcker leben können.
Das ist wahrscheinlich auch in Gerd Hinrichs Familie so, die ihren 1647 erstmals erwähnten Hof in achter Generation bewirtschaftet. Zwar müssen seine Eltern statt elf nur sieben Kinder satt bekommen – neben den an Weihnachten 1824 namenlos verstorbenen Zwillingsschwestern sterben auch der älteste Bruder Johann Berend und die 1821 geborene Schwester Anna Sophia noch im Säuglings- beziehungsweise Kleinkindalter. Einfach dürften Berend und Anna Sophie Elisabeth Tönjes es dennoch kaum haben. Den Namen Anna Sophia vergeben sie dann bei der Geburt ihrer jüngsten Tochter noch ein zweites Mal, was für die damalige Zeit durchaus nichts Außergewöhnliches ist.
Wäre im Februar 1831 statt Anna Sophia ein weiterer Junge zur Welt gekommen, so hätte das die Erbfolge auf dem Tönjes-Hof angesichts des in der Gemeinde Hude geltenden Jüngstenrechts womöglich noch einmal kräftig durcheinandergewirbelt. So aber kann sich Gerd Hinrich schon während der Schulzeit, die er außer mit seinen älteren Brüdern unter anderem mit der 1817 geborenen Nachbarstochter Anna Sophie Schütte in der Volksschule Lintel verbringt, auf die Hof-Nachfolge vorbereiten. Antreten muss er sie nach dem frühen Tod von Vater Berend im August 1831 noch vor Schulabschluss und Konfirmation – wobei er zumindest in den ersten Jahren außer von Mutter Anna Sophie Elisabeth Unterstützung von seinen Geschwistern bekommen dürfte.
Wann genau Gerd Hinrichs Geschwister den elterlichen Hof verlassen, liegt heute im Dunkeln. Der erste dürfte Bruder Hinrich sein: Er heiratet im April 1837 die bereits erwähnte Nachbarstochter Anna Sophie Schütte und übernimmt den Hof seiner Schwiegereltern Johann Hinrich und Margarete Schütte (heute: Ingo Stöver und Sara Bolte). Berend zieht es derweil nach Altmoorhausen, Johann nach Munderloh – die beiden heiraten 1843 beziehungsweise im Revolutionsjahr 1848. Zwischen den beiden Hochzeiten liegt der Tod der zweitjüngsten Schwester Catharina Margarete, die im Oktober 1845 ein halbes Jahr nach ihrem 18. Geburtstag stirbt.
Gerd Hinrich selbst lässt sich bei der Partnerwahl Zeit: Er heiratet erst am 4. März 1851. Ehefrau Anna Catharina Sophia Schütte stammt aus Dingstede. Mit Anna Katharina (Januar 1852), Gesine Sophie (April 1854), Anna Sophie Margarete (Juni 1855), einem am 10. Januar 1857 namenlos am Tag der Geburt verstorbenen Mädchen, Anna Elise (Februar 1858), Heinrich Bernhard (Februar 1860), Gerhard Hinrich (Dezember 1861) und Johann Friedrich kommen bis Januar 1863 acht Kinder zur Welt. Immerhin fünf davon (Anna Katharina, Anna Sophie Margarete, Anna Elise, Heinrich Bernhard und Johann Friedrich) erreichen das Erwachsenenalter.
Nach den von Preußen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich geführten Einigungskriegen und der von den längst an fast allen Universitäten wieder aktiven Burschenschaften bejubelten Gründung des Deutschen Reiches erlebt Gerd Hinrich in den 1870er Jahren noch die im November 1874 vollzogene Trauung von Anna Katharina mit Nachbar Hermann Ahrens sowie 1878 die Auswanderung von Heinrich Bernhard in die USA und die Hochzeit von Anna Sophie Margarete mit Johann Gerhard Schnier aus Dingstede. Er stirbt am 21. Februar 1879 auf seinem Hof und wird fünf Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche beerdigt.