Sophie Wilhelmine Wenke – Rufname Wilhelmine – wird am 8. Oktober 1875 als fünftes Kind von Johann Berend Voigt und Beeke Voigt auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Heiko und Anieka Schwarting) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Friedrich Hermann Voigt, Sophie Tönjes, Bertha Gesine Voigt und Anna Sosath.
Im Herbst 1875 erreicht der Niedergang des einst mächtigen Osmanischen Reiches einen vorläufigen Höhepunkt. Sultan Abdülaziz sieht sich Mitte Oktober gezwungen, die Zinszahlungen für die Auslandsschulden des Landes auf die Hälfte herabzusetzen, was de facto einem Staatsbankrott gleichkommt. Eine Folge der seit Jahrzehnten hohen Militärausgaben, ohne die sich das territorial noch immer riesige Reich kaum zusammenhalten ließe – aber auch der notorischen Verschwendungssucht des Sultans und mehr noch der seines Vorgängers Abdülmecid. Legendär ist beispielsweise dessen zwischen 1843 und 1856 erbauter Dolmabahçe-Palast, der auf einer Fläche von 45.000 Quadratmetern fast 300 Zimmer beherbergt und zeitweise ein Viertel der staatlichen Einnahmen verschlingt.
Neben dem Staatsbankrott muss sich Abdülaziz auch noch einer Revolte der christlichen Bevölkerung in seinen europäischen Provinzen Bosnien, Bulgarien und Herzegowina erwehren. Die zunächst brutal niedergeschlagenen Aufstände münden in den Serbisch-Osmanischen Krieg, der wiederum nahezu nahtlos in den Russisch-Osmanischen Krieg übergeht. Letzterer endet mit einem Sieg Russlands, dessen Truppen im Januar 1878 bis auf 20 Kilometer an die osmanische Hauptstadt Konstantinopel heranrücken. Als jedoch Großbritannien mit einem Kriegseintritt auf Seiten des Osmanischen Reiches droht, um einen russischen Machtzuwachs in Südosteuropa zu verhindern, lässt Zar Alexander II. den Vormarsch stoppen. Mit dem von Russland diktierten Frieden von San Stefano sehen aber sowohl Großbritannien als auch Österreich-Ungarn ihre Interessen in der Region bedroht. Ein weiterer Krieg scheint deshalb nicht ausgeschlossen.
In dieser Situation erklärt sich das Deutsche Reich zur Vermittlung bereit. Reichskanzler Otto von Bismarck lädt Vertreter der Konfliktparteien zum Berliner Kongress in die deutsche Hauptstadt. Am Ende steht im Juli 1878 der Berliner Vertrag, der den Frieden von San Stefano noch einmal von Grund auf revidiert und insbesondere die ursprünglich vorgesehen Gebietsgewinne Bulgariens zu Lasten des Osmanischen Reiches zum größten Teil wieder einkassiert. Trotzdem muss Sultan Abdülhamid II. – Nach-Nachfolger von Abdülaziz – diverse Gebiete an Russland sowie an Balkan-Anrainer wie Serbien, Montenegro und Griechenland abtreten. Die erfolgreiche Organisation des Kongresses trägt dem 1871 gegründeten Deutschen Reich international zwar Achtung ein, das Verhältnis zu Russland bleibt aber danach angespannt: Zar Alexander verübelt es Bismarck, sich nicht stärker für die russische Sache eingesetzt zu haben und macht seinem Zorn später im berühmt gewordenen Ohrfeigenbrief an Kaiser Wilhelm I. Luft.
Die zusätzlich von einem Zollkonflikt begleiteten Spannungen nehmen in beiden Ländern breiten Raum in der Presse ein, dürften also im Großherzogtum Oldenburg und damit auch in Hurrel mit Interesse verfolgt werden. Dort haben Wilhelmines Eltern 1863 den bis dahin Diedrich Schütte gehörenden Hof gekauft, auf dem sie aufwächst und der zu großen Teilen aus noch brachliegendem Heideland besteht. Zuvor war Vater Johann Berend um die halbe Welt gefahren und hatte unter anderem in Australien nach Gold gegraben.
Ob Wilhelmine je den Reiz verspürt, es ihm nachzutun und beispielsweise wie ihr früherer Nachbar Heinrich Bernhard Tönjes nach Schulabschluss und Konfirmation in die USA auszuwandern, darüber lässt sich nur spekulieren. Realität werden derartige Pläne – sofern vorhanden – jedenfalls nicht: Als Johann Berend Voigt im Dezember 1895 stirbt, lebt und arbeitet Wilhelmine sehr wahrscheinlich schon in der Wesermarsch, weniger als 20 Kilometer vom Ort ihrer Kindheit entfernt. Dort lernt sie Gerhard Wenke kennen, der mit seinen Geschwistern als Vollwaise auf dem Hof seiner verstorbenen Eltern Friedrich und Rebecka Wenke in Ochholt aufgewachsen ist.
Wilhelmine und Gerhard heiraten am 10. Mai 1898. Zunächst pachten sie den Wenke-Hof, auf dem Wilhelmine mit Frieda (Januar 1899) und Friedrich (März 1900) zwei Kinder zur Welt bringt. Danach kehrt Gerhards Bruder Georg Friedrich von Nordenholz nach Ochholt zurück und tritt auf dem elterlichen Hof gemäß Jüngstenrecht sein Erbe an. Gerhard und Wilhelmine kaufen daraufhin ganz in der Nähe einen anderen, knapp sechs Hektar großen Hof, wo mit Alma (Februar 1902), Carl (Oktober 1903), Bernhard (Dezember 1906), Heinrich (September 1909), Sophie (Februar 1912) und Wilhelm (November 1914) sechs weitere Kinder geboren werden. Bis auf Bernhard, der schon im März 1907 stirbt, erreichen von ihnen alle das Erwachsenenalter.
Drei Monate vor Wilhelms Geburt bricht der Erste Weltkrieg aus, zu dem neben Gerhard in der Schlussphase auch der älteste Sohn Friedrich einberufen wird. Beide stehen in Frankreich an der Front. Wilhelmine muss derweil in Ochholt mit den jüngeren Kindern die Landwirtschaft am Laufen halten und zudem irgendwann im Laufe des Jahres 1916 den erneuten Umzug auf einen etwas größeren Hof bewältigen (heute: Hergen Wenke). Nach Kriegsende kehren Gerhard und Friedrich heil zurück, Gerhard erliegt allerdings schon im Mai 1926 im Alter von 55 Jahren einer Lungenentzündung.
Die nach der Hyperinflation für die Landwirtschaft schwierigen 20er Jahre erlebt Wilhelmine weiter auf ihrem neuen Hof, auf dem alle noch im Haushalt lebenden Kinder nach Kräften mit anpacken. Übernehmen soll ihn später der jüngste, beim Tod des Vaters erst elf Jahre alte Sohn Wilhelm. Nachdem dieser in seine Rolle hineingewachsen ist, verlassen die Geschwister nach und nach den Hof, bleiben aber alle in der Nähe wohnen. Bis auf eine Ausnahme: Der zweitjüngste Sohn Heinrich geht nach Thüringen und macht sich dort in Arnstadt als Tischler selbstständig.
Mit der Geburt von Friedas Tochter Wilma ist Wilhelmine bereits im Oktober 1924 zum ersten Mal Großmutter geworden. Bis sie auf dem eigenen Hof Enkelkinder aufwachsen sieht, vergehen allerdings noch einige Jahre. Als nämlich die seit Anfang 1933 regierenden Nationalsozialisten 1935 die Wehrpflicht wieder einführen, gehört Wilhelm Wenke zu den ersten Rekruten, die in der neu formierten Wehrmacht Dienst tun müssen. Nach zweijähriger Dienstzeit kaum entlassen, führt ihn der weitere Weg direkt in den Zweiten Weltkrieg.
Für Wilhelmine beginnt erneut eine bange Zeit des Wartens und Hoffens, die sie gemeinsam mit Schwiegertochter Lisa Lippel – nach einer im Herbst 1942 vollzogenen Kriegstrauung Wilhelms Ehefrau – und deren im Januar 1944 geborenem Sohn Gerd-Wilhelm verbringt. Das Warten ist mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht im Frühjahr 1945 noch nicht vorüber, denn sowohl Wilhelm als auch dessen Bruder Heinrich sind in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Wilhelm kehrt 1948 zurück, Heinrich stirbt im Juni 1946 in einem Lager in Dnipropetrowsk.
Mit Wilhelms und Lisas Tochter Edith kommt für Wilhelmine im Sommer 1945 noch ein letztes – das insgesamt zwölfte – Enkelkind hinzu. Zusammen mit den dreien und Ediths Bruder Gerd-Wilhelm verbringt sie ihre letzten Lebensjahre auf dem inzwischen auf Wilhelm übertragenen Hof in Ochholt. Dort stirbt Wilhelmine am 23. März 1955 und wird drei Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche beerdigt.