Elfriede Pape – Biographie

Elfriede Christine Pape wird am 27. Februar 1913 als drittes Kind von Hermann Ludwig Raschen und Ida Katherine Raschen in Halenhorst bei Großenkneten geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Johann Raschen und Frieda Raschen und die ältere Schwester von Hertha Abraham, Hermann Raschen und Martha Diekmann.

Eine Woche nach Elfriedes Geburt tritt Woodrow Wilson in Washington sein Amt als 28. Präsident der Vereinigten Staaten an. Demokrat Wilson hatte bei der Wahl im November 1912 Amtsinhaber William Howard Taft von den Republikanern überraschend deutlich geschlagen – in erster Linie, weil mit Ex-Präsident Theodore Roosevelt ein dritter Kandidat im Rennen war. Die von Roosevelt neu gegründete Progressive Party jagte dem ehemaligen republikanischen Parteikollegen Taft viele Stimmen ab.

Mit Wilson verbinden sich durchaus große Erwartungen. Im Wahlkampf hatte der ehemalige Gouverneur von New Jersey diverse Sozialreformen in Aussicht gestellt und zudem angekündigt, die Macht der großen Konzerne zu beschneiden. Tatsächlich bringt Wilson mit der Federal Trade Commission 1914 eine Kartellbehörde auf den Weg, die gegen Monopole in der US-Wirtschaft vorgehen soll. Es folgen Gesetze gegen die in den Industrie-Metropolen weit verbreitete Kinderarbeit sowie für eine stärkere finanzielle Absicherung im Falle von Arbeitsunfällen.

Zwei Bevölkerungsgruppen haben vom neuen Präsidenten hingegen wenig zu erwarten: Farbige und Frauen. So bringt Wilson – 1856 im Sklavenhalter-Staat Virginia geboren – viele weiße Südstaatler in politische Ämter und führt in den Bundesbehörden und im Militär die 1865 formal abgeschaffte Rassentrennung wieder ein. Es gibt separate Toiletten und Kantinen, und ein Großteil der Farbigen in Führungspositionen wird entlassen. Auch zu den Aktivistinnen der National American Woman Suffrage Association, die in Washington einen Tag vor seiner Amtseinführung eine von massiven Übergriffen gegen die Teilnehmerinnen geprägte Parade für das Frauenwahlrecht veranstaltet, findet Wilson in den ersten Jahren seiner Regierungszeit keinerlei Draht.

Wiedergewählt wird Wilson 1916 vor allem aufgrund seiner Bestrebungen, die USA aus dem seit 1914 tobenden Ersten Weltkrieg herauszuhalten. Eine Politik, die er in seiner zweiten Amtszeit nicht fortführt: Als das Deutsche Reich im Februar 1917 den unbeschränkten U-Boot-Krieg wieder aufnimmt und mehrere US-Handelsschiffe versenkt, erklären die USA Deutschland und später auch Österreich-Ungarn den Krieg. Die ab Juni 1917 an der Westfront eingesetzten US-Truppen besiegeln schließlich im Herbst 1918 die Niederlage der Mittelmächte.

Wie Elfriedes Familie diese schwierigen Jahre erlebt, lässt sich nur erahnen. Ihre Eltern gehören zur dritten Siedler-Generation von Halenhorst. Somit geht es ihnen sicher besser als den Pionieren der ersten Generation. Gleichwohl hält das Leben auf einem von Heide und Moor geprägten Landstrich, der lange Zeit nur als Schafweide und Artillerie-Schießplatz genutzt wurde, auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch genügend Herausforderungen bereit. Diese werden durch den Krieg natürlich noch einmal ein ganzes Stück größer. Zwar kehrt Elfriedes zur kaiserlichen Armee eingezogener Vater am Ende unversehrt zurück. Im Juni 1918 stirbt allerdings ihre siebenjährige Schwester Frieda an einer in Familienunterlagen nicht näher benannten „heimtückischen“ Krankheit.

Über Elfriedes Schulzeit, die sie in der seit 1910 zweiklassig geführten Volksschule Halenhorst verbringt, ist nur wenig überliefert. Nach ihrem Abschluss und der am 10. April 1927 gefeierten Konfirmation geht sie zunächst für ein Jahr auf einem Hof im benachbarten Littel in Stellung. Die nächste Station ist ein Hof in Brettorf, wo Elfriede ihren künftigen, in der Nachbarschaft arbeitenden Ehemann Adolf Pape aus Hurrel kennenlernt. Als die beiden am 14. Februar 1933 – einen Tag vor dem 18. Geburtstag von Elfriedes Schwester Hertha – heiraten, ist Elfriede bereits im siebten Monat schwanger. Tochter Irma kommt am 12. April in Dingstede zur Welt, wo das junge Paar direkt nach der Hochzeit eine kleine Landwirtschaft gepachtet hat.

Hochzeit, Umzug nach Dingstede und Geburt des ersten Kindes fallen in eine bewegte Zeit: In Berlin beruft am 30. Januar 1933 Reichspräsident Paul von Hindenburg den NSDAP-Führer Adolf Hitler zum Reichskanzler, bereits am 24. März beendet das Ermächtigungsgesetz de facto die noch junge Demokratie in Deutschland. Zur von den Nationalsozialisten verfolgten Blut-und-Boden-Ideologie gehören auch zahlreiche Siedlungsprojekte östlich von Elbe und Oder. Federführend dabei ist Walther Darré, der Leiter des neuen Amts für Agrarpolitik. Für eines seiner Projekte in Mecklenburg interessieren sich auch Adolf und Elfriede, denn auf Dauer fehlt ihnen auf dem gepachteten Hof die Perspektive.

Doch es kommt anders. Als im Januar 1937 Adolfs Mutter Gesine stirbt, gerät die ursprünglich geplante Erbfolge für den Pape-Hof in Hurrel durcheinander. Weil die jüngsten Söhne Heino und Walter noch zur Schule gehen und Adolfs älterer Bruder Johann ablehnt, ernennt Vater Hinrich Adolf zum Nachfolger. Dieser zieht daraufhin im Sommer 1937 mit Elfriede, Irma und dem kurz zuvor geborenen Sohn Herwig auf den am Hasenlager gelegenen Hof (heute: Marlies und Markus Pape) zurück.

Der Zweite Weltkrieg bringt ab September 1939 weitere Veränderungen. Im Dezember 1941 fällt Adolfs Bruder Arthur, bald darauf muss auch Adolf selbst an die Front. Fortan bewirtschaftet Elfriede den Hof zusammen mit Schwiegervater Hinrich, bis sich im Frühjahr 1945 die Ereignisse überschlagen: Zunächst reißt der Kontakt zu Adolf und seinem Bruder Heino ab, Ende April kommt dann durch unglückliche Umstände Hinrich bei der Einnahme Hurrels durch kanadische Truppen ums Leben.

Die folgenden Wochen verbringt Elfriede in Angst und Ungewissheit. Während ihr Schwager Heino vermisst bleibt, steht Adolf an einem Frühsommertag 1945 plötzlich wieder vor der Tür: Er war in den letzten Kriegstagen in Ungarn einer Gefangennahme entgangen und konnte sich von dort aus weitgehend unbehelligt zu Fuß bis nach Hause durchschlagen.

Sechs Jahre nach Kriegsende wird Elfriede noch einmal schwanger, am 26. April 1952 kommt der zweite Sohn Heiko zur Welt. In den 50er Jahren nehmen Elfriede und Adolf zudem mehrere Pflegekinder bei sich auf.

Ihre Silberhochzeit mit Adolf feiert Elfriede im Februar 1958 im Gasthof Imholze in Sandersfeld. Bis 1972 kann sie sich darüber hinaus über insgesamt sechs Enkelkinder freuen. Ihren bis dahin jüngsten Enkel Henning überlebt sie allerdings nur um wenige Wochen: Als Elfriede am 16. Dezember 1972 auf dem Weg zum alljährlichen Theaterball in Sandersfeld zu Fuß die damals noch vielbefahrene Bundesstraße 75 überqueren will, unterschätzt sie die Geschwindigkeit eines herannahenden Autos und wird angefahren. Sie stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus. Beerdigt ist Elfriede fünf Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche .