Dietrich Schütte wird am 29. Oktober 1883 als sechstes Kind von Heinrich Theodor Schütte und Gesine Margarethe Schütte auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Linda Helmers) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Johann Hinrich Schütte, Anna Osterthun, den 1879 und 1880 verstorbenen Zwillingen Gesine Sophie und Heinrich Schütte und von August Johann Schütte.
Eine Woche nach Dietrichs Geburt erscheint mit einer Startauflage von 200.000 Exemplaren die erste Ausgabe des „Berliner Lokal-Anzeigers“. Hinter der für die Reichshauptstadt völlig neuartigen Zeitung, die sich allein über Anzeigen finanziert und kostenlos verteilt wird, steht der in Düsseldorf geborene Verleger August Scherl. Zusammen mit Chefredakteur Hugo von Kupffer, der zuvor mehrere Jahre in den USA gelebt hat, imitiert Scherl das Erfolgsrezept der großen amerikanischen Tages- und Wochenzeitungen: Statt ausschweifende Kommentare über Politik und das Weltgeschehen finden die Leser im „Lokal-Anzeiger“ kurze, knappe und klare Artikel mit Schwerpunkt auf dem Berliner Umfeld.
Der Zeitungsmarkt in der 1,2 Millionen Einwohner zählenden Stadt ist im vorletzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts hart umkämpft. In scharfer Konkurrenz zueinander stehen insbesondere die beiden Verleger Rudolf Mosse und Leopold Ullstein, die unter anderem das „Berliner Tageblatt“, und die „Berliner Zeitung“ herausgeben. Relativ rasch gelingt es Scherl jedoch, zu den Platzhirschen aufzuschließen. Dabei helfen ihm die auch heute noch lesenswerten Reportagen seines Chefredakteurs Kupffer im „Lokal-Anzeiger“, aber auch sein sprichwörtlicher Wagemut: Wenn die Redewendung „Klotzen statt kleckern“ auf einen deutschen Unternehmer jener Zeit zutrifft, dann auf Scherl.
Weil Scherl mit den von Beginn an üppig fließenden Werbeeinnahmen allzu chaotisch und verschwenderisch wirtschaftet, steigt mit Georg Büxenstein einer der Haupt-Geldgeber bereits 1888 wieder aus. Trotzdem wächst Scherls Presse-Imperium in den folgenden Jahren kräftig weiter – die Banken gewähren eifrig Kredite. Das ändert sich auch nicht, als Anfang 1892 mit der „Berliner Illustrirten Zeitung“ abermals eine völlig neue, sehr stark auf die Wirkung von Fotos abzielende Zeitung auf den Markt kommt und dem „Lokal-Anzeiger“ Leser abzujagen versucht.
Zu diesem Zeitpunkt besucht Dietrich bereits die Volksschule im Nachbardorf Lintel. Dort gehören aus Hurrel unter anderem Heinrich Ahrens, Georg Barkemeyer, Frieda Rüdebusch, Heinrich Rüdebusch, Sophie Schwarting und Georg von Seggern zu seinen in etwa gleichaltrigen Mitschülern. Mit seinem direkten Nachbarn und mutmaßlichen Spielkameraden Georg Barkemeyer verbindet Dietrich überdies, dass dessen Ur-Urgroßvater Gerd Barkemeyer auf dem Hof von Dietrichs Eltern geboren und aufgewachsen ist. Dies ist jedoch vermutlich keinem der beiden bekannt und dürfte auch kaum Thema auf dem gemeinsamen Schulweg sein.
Der an der Ortstraße gelegene Hof, den Heinrich Theodor und Gesine Margarethe Schütte 1879 von Holle aus kommend gekauft haben, gehört nicht nur zu den ältesten, sondern mit einer Fläche von rund 40 Hektar auch zu den größten landwirtschaftlichen Betrieben Hurrels. Vielleicht ist das der Grund, warum Dietrichs Eltern schon kurz nach seiner Geburt – am 10. Juli 1885 – im Großherzoglichen Amtsgericht Delmenhorst ein Testament haben aufsetzen lassen, das nach ihrem Tod alle Ansprüche auf den Hof genauestens regelt. So soll ihrem Willen zufolge „das jüngste Kind die Halbbaustelle erben und die Mitgeschwister in gesetzlicher Weise abfinden“. Da aus der Ehe keine weiteren Kinder mehr hervorgehen, dürfte Dietrich frühzeitig auf seine Rolle als Hoferbe vorbereitet worden sein.
Vater Heinrich Theodor stirbt im Januar 1893 an einer Lungenentzündung. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass Dietrich nach Schulabschluss und Konfirmation ohne weitere Lehr-Stationen direkt in den elterlichen Betrieb einsteigt. In den 1914 ausbrechenden Ersten Weltkrieg zieht er als Junggeselle. Wo er dort eingesetzt wird und wann genau er zurückkehrt, liegt heute im Dunkeln. Auch danach lässt Dietrich sich jedoch mit einer Ehe zunächst noch Zeit: Erst am 18. September 1922 – wenige Wochen vor seinem 39. Geburtstag – heiratet er Anni Blankemeyer aus Habbrügge.
Die Ehe mit Anni bleibt kinderlos. Deshalb wird spätestens Ende der 20er Jahre die Frage auftauchen, wer den Hof später fortführen soll. Verbürgt ist, dass Dietrich bereits vorher mindestens zweimal Land verkauft: einmal im Januar 1910 – damals noch mit seiner 1925 verstorbenen Mutter – dreieinhalb Hektar an Johann Dietrich Münstermann und ein zweites Mal 1927 zwei Hektar an Johann Wachtendorf. Beides geschieht möglicherweise, um seine Geschwister gemäß des eingangs erwähnten Testaments abzufinden.
Nachdem das Nachfolge-Problem in den Wirren des Zweiten Weltkriegs und der ersten Nachkriegsjahre zunächst in den Hintergrund tritt, wird es Ende der 40er Jahre plötzlich wieder akut: Anni erkrankt schwer und stirbt im Juni 1950 im Alter von nur 53 Jahren. Daraufhin verpachtet Dietrich den Hof zunächst an einen Bruder seiner verstorbenen Ehefrau, doch die beiden Männer kommen nicht sonderlich gut miteinander aus.
Ein potentieller Erbe ist Alfred Osterthun, ein Sohn seiner Schwester Anna. Dieser arbeitet jedoch lieber weiter als Maurerpolier in Oldenburg und bringt als Pächter Otto Helmers aus Heidkamperfeld bei Wiefelstede in Spiel, den Sohn eines Vetters seiner Ehefrau. Otto stellt sich im Sommer 1950 bei Dietrich vor und zieht bereits am nächsten Tag nach Hurrel. Nach Ottos Hochzeit mit Erna Oltmanns im Mai 1951 zieht auch Erna auf den Schütte-Hof und führt fortan Dietrich, der gesundheitlich zunehmend abbaut, den Haushalt.
Weil ihn die Arbeit seiner neuen Pächter überzeugt, legt Dietrich Anfang 1953 wiederum testamentarisch fest, dass nach seinem Tod Otto und Erna Helmers den Hof erben sollen. Er stirbt am 11. April desselben Jahres und wird drei Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche beerdigt.