Meta Katharine Stolle wird am 9. April 1876 als erstes Kind von Gerhard Hinrich Stolle und Beta Stolle in Hurrel geboren. Sie ist die ältere Schwester von Gerhard Stolle, Heinrich Stolle und Bertha Claußen. Darüber hinaus hat sie mit Johann Hinrich Stolle, Johanne Gesine Stolle und Anna Gesine Stolle noch drei ältere Halbgeschwister aus der ersten Ehe ihres Vaters mit Beta Stolles verstorbener Schwester Margareta von Seggern.
Zehn Tage nach Meta Katharines Geburt findet in der westaustralischen Hafenstadt Fremantle eine spektakuläre Befreiungsaktion ein glückliches Ende. Sie gilt sechs Häftlingen des örtlichen Gefängnisses, die 1868 als Mitglieder des für ein unabhängiges Irland eintretenden Geheimbunds Irish Republican Brotherhood (IRB) in die abgelegene britische Strafkolonie verbracht worden waren. Organisiert hat den Coup unter anderem der ehemalige Mithäftling John Boyle O’Reilly, dem 1869 die Flucht aus Fremantle gelungen war und der seither als Journalist in der Nähe von Boston lebt. Auf seine Initiative hin hat eine Gruppe amerikanischer IRB-Aktivisten im Frühjahr 1875 ein altes Walfänger-Schiff flottgemacht und ist damit bis vor die Küste Australiens gesegelt. Zwei weitere Gruppenmitglieder sind derweil – getarnt als amerikanische Geschäftsleute – nach Fremantle gereist, um vor Ort alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen.
Am 28. März 1876 geht der IRB-Walfänger vor der westaustralischen Stadt Bunbury vor Anker. Die ursprünglich für den 6. April geplante Befreiung muss noch einmal verschoben werden, weil plötzlich ein Kanonenboot der Royal Navy auftaucht. Den beiden Agenten in Fremantle gelingt es, den Gefangenen rechtzeitig den neuen Termin zukommen zu lassen, für den sie sich für eine Arbeit im Freien einteilen lassen müssen. Es ist der 17. April – an diesem Tag findet im benachbarten Perth eine auch von vielen am Gefängnis stationierten Soldaten besuchte Segel-Regatta statt.
Tatsächlich entkommen alle sechs Gefangenen gleich morgens ihren Bewachern und erreichen den vereinbarten Treffpunkt. Dort wartet ein Ruderboot, um sie zum nunmehr rund 30 Kilometer entfernt vor Rockingham ankernden Walfänger zu bringen. Ein starker Sturm verzögert allerdings die Ankunft bis zum Abend des nächsten Tages. Zu diesem Zeitpunkt ist längst Alarm ausgelöst. Ein britisches Kriegsschiff stellt den Walfänger am Morgen des 19. April und feuert aus seiner Bordkanone einen Warnschuss ab. Da das Schiff der IRB-Aktivisten sich jedoch außerhalb der australischen Hoheitsgewässer befindet und eine amerikanische Flagge gehisst hat, erfolgt letztlich kein Zugriff. Unbehelligt erreichen die Flüchtigen am 19. August 1876 New York und lösen damit unter den irischstämmigen Bewohnern der Metropole – wie auch in Irland selbst – riesigen Jubel aus. Bis heute gilt die geglückte Befreiung als einer der wenigen Erfolge, den irische Nationalisten im 19. Jahrhundert gegen ihre britischen Unterdrücker erzielen.
In Hurrel ist der Freiheitskampf der Iren im Sommer 1876 wohl kaum ein Thema. Dort sonnt man sich fünf Jahre nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich vermutlich eher im Glanze des neu entstandenen Deutschen Reiches – auch wenn der Gründerkrach von 1873 den dadurch ausgelösten Wirtschaftsaufschwung weitgehend abgewürgt hat. Die negativen Folgen, die sich daraus für die Landwirtschaft ergeben, dürften auch Meta Katharines Eltern zu spüren bekommen. Sie haben 1876 sehr wahrscheinlich bereits jenen Hof am Brink gepachtet, den sie zwei oder drei Jahre später kaufen (heute: Hartmut und Ute Stolle). Dort wächst Meta Katharine mit ihrem Halbbruder Johann Hinrich und den 1878 und 1881 geborenen Brüdern auf. Die älteren Halbschwestern Johanne Gesine und Anna Gesine wiederum sind schon 1871 beziehungsweise 1874 verstorben.
Als Ursache für den Tod der beiden Halbschwestern nennt das Kirchenbuch der Gemeinde Hude „Brustkrankheit“. Ein Hinweis auf die in jenen Jahren in Hurrel weit verbreitete Tuberkulose, die am furchtbarsten auf dem vom Stolle-Hof nur 200 Meter entfernt liegenden Hof von Diedrich und Anna Wübbenhorst wütet: Zwischen 1876 und 1880 verlieren Meta Katharines Nachbarn gleich vier Kinder an die bis dato wenig erforschte Seuche.
Wann und auf welchem Wege sich schließlich auch Meta Katharine mit Tuberkulose infiziert, liegt heute im Dunkeln. Sie stirbt anderthalb Jahre vor der Geburt der jüngeren Schwester Bertha, am 6. Juli 1884. Beerdigt ist Meta Katharine vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.