Tönjes Hinrich Schütte wird am 3. April 1815 als viertes Kind von Johann Hinrich Schütte und Margarete Schütte in Hurrel geboren. Er ist der jüngere Bruder von Johann Martin Schütte und der ältere Bruder von Anna Tönjes. Darüber hinaus hat er mit Anne Schütte noch eine ältere Halbschwester aus einer früheren Ehe seines Vaters.
In den Wochen vor Tönjes Hinrichs Geburt befindet sich halb Europa in Alarmbereitschaft: Anfang März ist Frankreichs ehemaliger Kaiser Napoleon Bonaparte nach Paris zurückgekehrt und hat dort erneut die Macht an sich gerissen. Österreich, Russland, Großbritannien und Preußen, deren Herrscher zur gleichen Zeit auf dem Wiener Kongress die Landkarte des Kontinents neu gestalten, lassen daraufhin ihr im Sechsten Koalitionskrieg geschlossenes Bündnis wieder aufleben und bereiten sich auf ein militärisches Eingreifen vor.
Napoleon, der seinen Verbannungsort Elba mit gerade einmal 1.000 Getreuen verlassen hat, stellt derweil in Windeseile ein Heer von kampferprobten Veteranen auf. Und kümmert sich dabei persönlich um allerlei Details bis hin zur passenden Uniformierung, wie ein am 3. April 1815 aufgesetztes Schreiben an den dafür zuständigen General Antoine-François Andréossy dokumentiert. Letztlich erweisen sich jedoch alle Anstrengungen als vergebens: In der entscheidenden Schlacht bei Waterloo werden Napoleons Truppen am 18. Juni 1815 vernichtend geschlagen, seine Herrschaft der Hundert Tage endet mit der endgültigen Verbannung auf die abgelegene Atlantik-Insel St. Helena.
Über all diesem Geschehen gerät zunächst ein zweites bedeutendes Ereignis ins Hintertreffen: Am 5. April 1815 beginnt auf der indonesischen Insel Sumbawa mit einer ersten großen Eruption der gewaltigste je dokumentierte Vulkanausbruch der Geschichte. In den folgenden Wochen schleudert der Tambora schätzungsweise 140 Milliarden Tonnen Lava und Gestein in die Luft, zehntausende Inselbewohner verlieren ihr Leben. Riesige Staubwolken verteilen sich über fast den gesamten Erdball und rufen 1816 nie zuvor gesehene Wetterkapriolen hervor.
Das dem Ausbruch in Europa folgende „Jahr ohne Sommer“ erlebt Tönjes Hinrich nicht mehr mit: Er stirbt bereits am 28. Januar 1816, ohne dass das Kirchenbuch der Gemeinde Hude Auskunft über die Todesursache gibt. Ob seine Eltern zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem heute von Ingo Stöver und Sara Bolte bewirtschafteten Hof am Hesterort leben, für den sie die Hurreler Chronik von Walter Janßen-Holldiek ab 1817 als Pächter nennt, liegt ebenfalls im Dunkeln. Beerdigt ist Tönjes Hinrich fünf Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche.