Hermann Franz wird am 29. Juni 1932 als erstes Kind von Kurt Franz und Johanne Franz auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Rita Wiemer) geboren. Er ist der ältere Bruder von Erich Franz, Werner Franz, Hartmut Franz und Berta Franz.
Am Tag von Hermanns Geburt schließen sich in Chemnitz die vier sächsischen Automobil-Produzenten Audi, DKW, Horch und Wanderer zur Auto Union AG zusammen. Was nach einer glanzvollen Hochzeit klingt, ist aus der nackten Not der Weltwirtschaftskrise heraus geboren: Audi gehört bereits seit 1928 zu DKW, und deren Inhaber Jørgen Skafte Rasmussen steht ebenso wie die beiden nicht minder traditionsreichen Konkurrenzfirmen finanziell mit dem Rücken an der Wand. Die Idee, der Krise mit vereinten Kräften zu begegnen und so massiv Kosten einzusparen, stammt von der Sächsischen Staatsbank, die mit einem Anteil von 75 Prozent auch die Aktien-Mehrheit an dem neuen Konzern hält.
Hinter der General-Motors-Tochter Opel belegt die Auto Union auf dem deutschen Automobilmarkt Rang 2 – und festigt diese Position in den kommenden Jahren. Dabei kommt dem Unternehmen zugute, dass sich die Paletten der vier auch nach der Fusion weiter unter ihrem eigenen Namen auftretenden Partner sehr gut ergänzen: DKW baut Motorräder und bedient mit der Modellreihe der Frontwagen den Massenmarkt. Wanderer deckt den Markt der Mittelklassewagen ab, während Audi in der Oberklasse unterwegs ist und Horch in der Luxusklasse. Im letztgenannten Segment bleibt Horch mit einem Anteil von zeitweise über 50 Prozent auch nach Abflauen der Wirtschaftskrise unangefochten Marktführer.
Für Furore sorgt der Name Auto Union ab 1934 im Motorsport. Unter der fachlichen Leitung von Ferdinand Porsche entsteht im Horch-Werk in Zwickau der Auto Union Typ C – einer jener legendären Silberpfeile, mit denen deutsche Fahrer wie Bernd Rosemeyer, Hans Stuck, Hermann Lang, Rudolf Caracciola oder Manfred von Brauchitsch bis 1939 auf den internationalen Rennstrecken von Sieg zu Sieg fahren. Allein 1936 gewinnt der Auto Union Typ C drei von fünf Großen Preisen, die Hälfte der Rundstreckenrennen und alle Bergrennen mit Auto-Union-Beteiligung.
Im Oktober 1937 stellt Bernd Rosemeyer auf der Reichsautobahn Frankfurt–Darmstadt im Typ C mit 406,32 Stundenkilometern einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf. Der allerdings nur drei Monate hält: Am 28. Januar 1938 schafft Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W 125 eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 432,69 Stundenkilometern. Beim Versuch, sich den Rekord noch am selben Tag zurückzuholen, verunglückt Rosemeyer tödlich.
Der von den seit 1933 regierenden Nationalsozialisten propagandistisch ausgeschlachtete „Helden-Tod“ Rosemeyers geht mit Sicherheit auch an Hermanns Familie in Hurrel nicht spurlos vorüber – auch wenn es dort in jenen Wochen wichtigere Themen gibt. So ist erst im Dezember 1937 der dritte Sohn Werner geboren. Werner ist das letzte Geschwisterkind, das in Friedenszeiten zur Welt kommt: Bei der Geburt des nächstjüngeren Bruders Hartmut im September 1941 tobt bereits seit zwei Jahren der mit dem Überfall auf Polen begonnene Zweite Weltkrieg.
Hermann besucht zu diesem Zeitpunkt im dritten Jahr die Volksschule in Hurrel. Ebenso wie er im Frühjahr 1939 schulpflichtig geworden sind unter anderem Werner Gramberg, Grete von Kempen, Hanna Meyer, Heinz Pflug und Ingo Schwarting. Ob Hermann mit diesen fünfen auch dereinst seine Schulzeit beenden wird, bleibt lange in der Schwebe: Vater Kurt träumt nach dem gewonnenen Polen-Feldzug von einer Rückkehr der Familie in den laut Versailler Vertrag Polen zugesprochenen Teil Westpreußens: Dort hatten seine wie er aus Thüringen stammenden Eltern Karl und Berta Franz im Kreis Kulm bis kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs einen kleinen, aber mit sehr fruchtbaren Ländereien ausgestatteten Hof bewirtschaftet.
Woran der Umzug in ein für Hermann sowie seine Mutter und die Geschwister gänzlich unbekanntes Umfeld letztlich scheitert, liegt heute im Dunkeln. Zu Hermanns Nachteil ist dies jedoch ganz sicher nicht. So erlebt er zwar im Frühjahr 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht als Zwölfjähriger den Zusammenbruch jeglicher staatlichen Ordnung. Die bittere Erfahrung von Flucht oder Vertreibung, die viele Neu-Hurreler jener Jahre eint, bleibt ihm jedoch erspart.
Die auf dem Franz-Hof im Hurreler Sand kurz nach Kriegsende vermutlich noch offene Frage, welcher der vier Söhne später einmal den elterlichen, knapp 14 Hektar großen Betrieb fortführen soll, entscheidet sich Ende der 40er Jahre – wie so vieles in jenem schicksalsträchtigen Jahrzehnt durch äußere Umstände. Am 9. Dezember 1949 stirbt Vater Kurt in einem Oldenburger Krankenhaus an den Folgen einer Leisten-Operation. Da er kein Testament hinterlässt, fällt der Hof angesichts des Jüngstenrechts in der Gemeinde Hude an den damals achtjährigen Bruder Hartmut. Als Ältester hat sich Hermann zu diesem Zeitpunkt aber ohnehin schon anderweitig orientiert und in Hude eine Ausbildung zum Gas- und Wasser-Installateur begonnen.
Bei einer Tanzveranstaltung im Lokal von Fritz Bultmeyer in Langenberg lernt Hermann Anfang der 50er Jahre seine künftige Ehefrau Waltraut Schippling kennen. Waltraut lebt erst seit einigen Jahren im Landkreis Oldenburg und stammt aus Radmannsdorf im Kreis Kulm – nur wenige Kilometer von Rebkau entfernt, wo Hermanns Vater Kurt mit seinen Eltern und Geschwistern von 1910 bis 1920 gelebt hat und wohin es zehn Jahre zuvor auch Hermann beinahe verschlagen hätte.
Nach der Verlobung mit Hermann arbeitet Waltraut eine Zeitlang auf dem Franz-Hof in Hurrel. Beide heiraten am 10. Dezember 1954 in Hude. Danach mietet das junge Paar eine Wohnung in Kirchhatten, wo Hermann fortan beim Klempnermeister Johann Tietjen arbeitet und Waltraut sich in erster Linie um den im Februar 1956 geborenen Sohn Klaus kümmert. Dem Umzug in ein Heuerhaus nach Schmede 1958 folgt im August 1961 die Geburt des zweiten Sohnes Manfred. Dazwischen besucht Hermann die Meisterschule in Oldenburg und besteht 1960 seine Meisterprüfung, die ihn zur Selbstständigkeit berechtigt.
Kurz vor der Geburt des dritten Sohnes Peter im Oktober 1968 zieht Hermann mit seiner Familie von Schmede nach Munderloh, wo er am Deepenweg einen alten Resthof gekauft hat. Dort baut er einen alten Schweinestall zur Werkstatt um und startet mit der Firma „Franz-Heizungsbau“ durch. Diese hat sich bald soweit etabliert, dass Hermann daran gehen kann, auf dem eigenen Grundstück mit einem Neubau zu beginnen. Schon seit Mitte der 70er Jahre lebt auch Mutter Johanne bei ihm, die nach der Verpachtung des Franz-Hofes 1967 zunächst bei Hermanns Bruder Erich in Bettingbühren gewohnt hatte.
Im Mai 1979 legt der älteste Sohn Klaus die Meisterprüfung zum Heizungs- und Lüftungsbauer ab und steigt bald darauf in den elterlichen Betrieb ein. Gerade rechtzeitig, denn kurz danach geht es Hermann gesundheitlich zunehmend schlechter. Bis die behandelnden Ärzte zur Diagnose Multiple Sklerose gelangen, dauert es eine Weile – und ob die Lähmungserscheinungen, die insbesondere seine Beine befallen haben, tatsächlich daher rühren, lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit klären. Aufgrund der Symptome erscheint nach Auskunft der Familie auch eine Bleivergiftung möglich, was angesichts der bis heute zulässigen Verwendung von Bleimennige im Heizungsbau durchaus plausibel erscheint. Wie auch immer: Bei Hermann sind die Einschränkungen zeitweise so stark, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben kann und schließlich die Frührente beantragt.
Seine Begeisterung für den seit 1969 im Schützenverein Munderloh ausgeübten Schießsport erhält sich Hermann auch als Rentner. Nach mehreren knapp verfehlten Anläufen schafft er es im Herbst 1988 auf den Königsthron und lässt sich auf dem anschließenden Schützenfest im Mai 1989 ordentlich feiern. In seinem Stammverein in Munderloh ist Hermann über viele Jahre hinweg im Vorstand aktiv, als einfaches Mitglied gehört er darüber hinaus dem benachbarten Schützenverein Hemmelsberg-Altmoorhausen an.
Als weiteres Hobby gesellt sich Mitte der 80er Jahre das Angeln hinzu. Gleichgesinnte trifft Hermann im Sportfischerverein Huntlosen, ein gepachteter Angelsee liegt zudem fast vor seiner Haustür. Mit der Hobelbank als wichtigstem Werkzeug kommt zudem im Ruhestand auch die Hobby-Tischlerei zu neuen Ehren: Vom simplen Nistkasten bis zum hochwertigen Möbelstück entstehen in Hermanns Garage im Laufe der Jahre unzählige Kreationen aus Holz. Das meiste Herzblut steckt Hermann allerdings in die Imkerei – eine Leidenschaft, die er mit Sohn Peter und dessen Ehefrau Britt teilt und im „Imkerverein Hatten und Umgebung“ bis zu seinem Tod auslebt.
Gesundheitlich geht es für Hermann nach der im Dezember 2004 gefeierten Goldenen Hochzeit mit Waltraut weiter bergab. In seinen letzten beiden Lebensjahren ist er auf den Rollstuhl angewiesen, am Schluss wechseln sich Waltraut, Schwiegertochter Britt und Enkelin Claudia in der Pflege ab. Hermann stirbt am 6. September 2014, beerdigt ist er einige Tage darauf im Friedwald in Lintel.