Anna Catharine Gramberg wird am 28. September 1864 als erstes Kind von Johann Witte und Sophia Witte in Dingstede geboren. Sie ist die ältere Schwester von Heinrich Friedrich Witte, Johann Wilhelm Witte, Sophie Bleckwehl und Wilhelm August Witte.
In London gründen am Tag von Annas Geburt Delegierte aus insgesamt 14 Staaten die Internationale Arbeiter-Assoziation (IAA). Die später unter dem Namen Erste Internationale bekanntgewordene Organisation ist stark von den Ideen des deutschen Philosophen Karl Marx beeinflusst, ihr höchstes politisches Ziel besteht in der „Befreiung der Arbeiterklasse durch sich selbst“. Zunächst geht es allerdings vorrangig darum, die Zusammenarbeit aller sozialistischen und kommunistischen Gruppierungen zu fördern, getreu des von Marx am Ende des „Kommunistischen Manifests“ formulierten Mottos „Proletarier aller Länder, vereinigt euch.“
Letzteres ist leichter gesagt als getan, wie sich schon auf dem ersten Kongress der IAA im September 1866 in Genf zeigt. Denn innerhalb der einzelnen Länder laufen die Vorstellungen darüber, wie die Arbeiterschaft den Klassenkampf vorantreiben soll, mitunter weit auseinander. Während Vertreter aus Großbritannien, der Schweiz und dem Deutschen Reich mehrheitlich die von Marx propagierte sozialistische Gesellschaft anstreben, sympathisieren französische Sozialisten anfangs stark mit den Ideen ihres 1865 verstorbenen Landsmannes Pierre-Joseph Proudhon. Dementsprechend fordern sie zwar wie Marx eine Enteignung der Kapitalisten und Großgrundbesitzer. Die dabei frei werdenden Produktionsmittel wollen sie allerdings nicht vergesellschaften, sondern einzelnen Arbeitern als persönlichen Besitz zur Verfügung stellen.
Zunächst setzen sich die Marxisten gegen die Proudhonisten durch. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg und der Niederschlagung der von sozialistischen Idealen getragenen Pariser Kommune im Mai 1871 entfremden sich die einzelnen Lager jedoch weiter. Den neuen Gegenpol bildet eine Gruppe um den russischen Anarchisten-Führer Michail Bakunin, der das von den Marxisten favorisierte Modell eines von Arbeitern zentral regierten Staates ablehnt. Trotz des Ausschlusses Bakunins im September 1872 gehen die Flügelkämpfe weiter, im Juli 1876 löst sich die Erste Internationale auf.
Zu diesem Zeitpunkt besucht Anna in Dingstede bereits die vierte oder fünfte Klasse der örtlichen Volksschule. Wo genau im Dorf sie mit ihren Eltern und den zwischen 1866 und 1878 geborenen Geschwistern lebt, lässt sich heute nur vermuten. Annas Großvater Wilke Witte hat bis zu seinem Tod 1860 einen bereits 1543 begründeten Hof an der Kimmer Straße (heute: Silvia und Heino Hoffmann) bewirtschaftet, den danach ihre 1876 ebenfalls bereits verstorbene Tante Gesine Catharine und deren Ehemann Heinrich Twiestmeyer weiterführen. Gut möglich, dass Annas Eltern dort arbeiten und sie auf diesem Hof aufwächst.
Zwei Jahre, nachdem ihr Vetter Heinrich Twiestmeyer Junior den ehemaligen Witte-Hof in Dingstede übernimmt, heiratet Anna am 19. April 1892 ihren Vetter Heinrich Gramberg aus Hurrel. Eine an der Schwelle zum 20. Jahrhundert bereits recht selten gewordene Ehe-Konstellation, an der aber kein Weg vorbei führt: Anna ist im siebten Monat schwanger. Am 20. Juni 1892 bringt sie auf dem ein Jahr zuvor von Heinrich gekauften Gramberg-Hof (heute: Hildegard Gramberg) den gemeinsamen Sohn Heinrich Junior zur Welt. Bis Dezember 1904 folgen mit Sophie (August 1894), Catharine (Januar 1897), Johann (Juli 1899) und Diedrich vier weitere Kinder.
Anna ist nicht das einzige Mitglied ihrer Familie, das es von Dingstede nach Hurrel verschlägt. Spätestens 1888 müssen auch die Eltern mit den jüngeren Geschwistern ins Nachbardorf gezogen sein, denn im Dezember jenes Jahres stirbt dort Mutter Sophia Witte. Vielleicht auf jenem Hof, den Johann Witte 1895 kauft und den Annas Bruder Johann Wilhelm nach dem Tod des Vaters im April 1900 weiterführt (heute: Hans und Heike Burgmann). Schwester Sophie Auguste wiederum heiratet am 3. April 1900 Johann Bleckwehl und lebt fortan auf dessen Hof an der Bremer Straße (heute: Angelika Mielke).
Als Annas jüngster Sohn Diedrich geboren wird, leben auch ihre mit auf dem Hof wohnenden Schwiegereltern schon nicht mehr: Johann Hinrich Gramberg ist im April 1898 gestorben, seine Ehefrau Anna Catharine – Annas Tante – im Januar 1903. Die folgenden Jahre sind geprägt vom Aufwachsen der Kinder und harter Arbeit auf dem Hof. Noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 wandert der älteste Sohn Heinrich Junior nach São Paulo aus. In der brasilianischen Metropole heiratet er im September 1913 Hermine Feusse aus Bremen.
Zwischen 1919 und 1927 verlassen auch die drei nächstgeborenen Kinder den elterlichen Haushalt. Sophie zieht es nach ihrer Heirat mit Heinrich Gerhard Schröder zurück nach Dingstede, Catharine heiratet Hermann Friedrich Meyer aus Vielstedt und Johann errichtet unweit des Gramberg-Hofes ein Wohnhaus mit angeschlossener Schumacher-Werkstatt (heutiger Eigentümer: Enno Gramberg). Diedrich führt derweil den Hof weiter und heiratet im Mai 1928 Martha Ehlers aus Klattenhof.
Anna und Heinrich, mittlerweile 63 beziehungsweise 64 Jahre alt, treten daraufhin bei der Bewirtschaftung des Hofes in die zweite Reihe zurück. Der gemeinsame Ruhestand ist jedoch nur von kurzer Dauer: Heinrich stirbt bereits im August 1929, wenige Monate vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise. Anna erlebt nach der Geburt von Diedrichs ältestem Sohn Heinrich (Dezember 1928) noch die Ankunft der Enkelkinder Hilde (Juni 1930) und Werner (November 1932) und stirbt schließlich am 15. April 1934 an einer Blutvergiftung: Sie hatte sich Erzählungen aus der Familie zufolge einige Tage zuvor beim Melken eine Wunde am Finger zugezogen, die sich anschließend entzündet. Beerdigt ist Anna am 19. April 1934 auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.