Heinrich Bernhard Schwarting wird am 4. Februar 1923 als zweites Kind von Diedrich Schwarting und Annchen Schwarting auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Heiko und Anieka Schwarting) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anneliese Heinemann und der ältere Bruder von Bernhard Schwarting und Gisela Siems.
In den Wochen um Heinrichs Geburt hält die Entdeckung des Grabes von Tut-Anch-Amun die Welt in Atem. Seit der britische Forscher Howard Carter Anfang November 1922 im ägyptischen Tal der Könige nach jahrelanger Suche eher zufällig auf den Eingang der Anlage gestoßen ist, arbeitet er mit Hochdruck an ihrer Freilegung – auf Schritt und Tritt begleitet von einem Reporter der britischen Tageszeitung „Times“, die einen Exklusiv-Vertrag für die Berichterstattung besitzt. Am 16. Februar 1923 gelingt es Carter schließlich, die eigentliche Grabkammer zu öffnen: Sie liegt hinter einer Wand aus purem Gold verborgen.
Bald darauf geraten die Arbeiten dann allerdings ins Stocken. Lord George Herbert Carnarvon, der Finanzier des Projekts, stirbt am 5. April 1923 an den Folgen eines Moskitostichs. Diverse Zeitungen, noch immer verärgert über den von Lord Carnarvon eingefädelten „Times“-Deal, berichten daraufhin reißerisch vom „Fluch des Pharao“. Er soll in den folgenden Jahren auch für fast ein Dutzend weitere, teils äußerst mysteriöse Todesfälle im Umfeld des Ausgrabungs-Teams verantwortlich sein. Howard Carter indes ist davon nicht betroffen: Er gräbt unermüdlich weiter und legt am 28. Oktober 1925 die Mumie Tut-Anch-Amuns frei, dessen ebenfalls aus purem Gold gefertigte Totenmaske seither Millionen von Museumsbesuchern begeistert hat.
In Deutschland und damit auch im damaligen Freistaat Oldenburg finden die Fortschritte bei der Graböffnung und der angebliche Fluch des Pharao 1923 vermutlich nicht ganz so viel Beachtung wie anderswo – in den meisten Zeitungen beherrscht nach wie vor die im Januar begonnene Ruhrbesetzung durch französische und belgische Truppen die Schlagzeilen. Sie endet erst im August 1925, vier Wochen nach der Geburt von Heinrichs jüngerer Schwester Gisela. Mit ihr und den drei anderen Geschwistern wächst Heinrich auf dem elterlichen Hof auf und besucht ab 1929 die Volksschule in Hurrel. Mit seinen gleichaltrigen Mitschülern Käte Brinkmann, Gustav Drieling, Alwine Grummer, Herta Lange und Heino Pape erlebt Heinrich dort das Ende der Weimarer Republik und den Beginn der nationalsozialistischen Diktatur.
Obwohl es in der Familie zwei potenzielle Hoferben gibt, ist die Rollenaufteilung zwischen den Brüdern Heinrich und Bernhard relativ schnell klar: Bernhard – in dieser Frage als der jüngere Sohn formal im Vorteil – glänzt von Beginn an mit seinen schulischen Leistungen und strebt deshalb wie seine beiden Onkel Heinrich Friedrich und Friedrich Schwarting den Beruf des Lehrers an. Heinrichs Stärken liegen dagegen vor allem im Praktischen und Organisatorischen. Deshalb beginnt er nach Schulabschluss und Konfirmation eine landwirtschaftliche Lehre, die ihn unter anderem auf den Hof Wemken in Wiefelstede führt.
Noch vor dem offiziellen Ende der Ausbildung erhält Heinrich seine Einberufung zur Wehrmacht. Im Rahmen des Unternehmens Barbarossa nimmt er ab Sommer 1941 am Überfall auf die Sowjetunion teil, wird dort aber auf dem Vormarsch in Nordrussland schwer verwundet. Nach einem längeren Lazarett-Aufenthalt kehrt er mit einer Beinprothese, die ihn bis an sein Lebensende begleiten wird, nach Hause zurück. Es bleibt nicht die einzige leidvolle Erinnerung an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs: Im September 1944 fällt Heinrichs Bruder Bernhard an der Westfront, am 25. April 1945 brennt der Schwarting-Hof nach einem Angriff englischer Tiefflieger bis auf die Grundmauern nieder. Dabei kommen sämtliche Milchkühe und Schweine in den Flammen um.
Unmittelbar nach Kriegsende beginnt die Familie mit dem Wiederaufbau. Trotzdem dauert es bis zum Herbst 1948, bis Heinrich und seine Eltern – die beiden Schwestern haben in der Zwischenzeit geheiratet und den Hof verlassen – aus einer nur mit dem Notdürftigsten versehenen Baracke wieder in ihr eigenes Haus ziehen können. Danach geht es mit der Landwirtschaft jedoch schnell wieder aufwärts. Als Heinrich am 16. Juni 1950 Hanna Blankemeyer aus Vosteen heiratet, stehen neben dem Wohnhaus bereits wieder ein Pferde-, ein Kuh- und ein Schweinestall. In den Folgejahren stockt Heinrich den Viehbestand stetig auf, so dass bereits 1956 weitere Anbauten erfolgen. Anfang der 60er Jahre – landwirtschaftliche Arbeitskräfte werden knapp – investiert er mehr und mehr in die Automatisierung und schafft unter anderem den ersten eigenen Mähdrescher an. Durch die Spezialisierung auf Getreideanbau, Schweine und Geflügel nimmt die Zahl der Milchkühe immer weiter ab.
Was dem nun wieder in voller Blüte stehendem Hof fehlt, ist ein Erbe. Da sich kein eigener Nachwuchs einstellt, vereinbaren Heinrich und Hanna mit Heinrichs älterer Schwester Anneliese, dass deren Sohn Heino Heinemann diese Rolle zufallen soll. Heino siedelt deshalb 1963 im Alter von zwölf Jahren auf den Schwarting-Hof über und wird 1971 von Heinrich und Hanna adoptiert. Nachdem diese Zukunftsfrage geklärt ist, konzentriert sich Heinrich in den kommenden Jahrzehnten darauf, den bei seiner Übernahme rund 35 Hektar umfassenden Landbesitz Stück für Stück zu vergrößern. Das selbstgesteckte Ziel von 100 Hektar erreicht er schließlich 2002, als er von seinem Nachbarn Conrad Jung 16 Hektar in unmittelbarer Hofnähe übernehmen kann.
Trotz aller Arbeit auf dem Hof bleibt noch Zeit für andere Dinge. So fahren Hanna und Heinrich regelmäßig in den Urlaub nach Süddeutschland und machen dabei häufig Station bei Heinrichs Vetter Heino Schwarting in Freiburg. Zweimal reist Heinrich zudem nach Belgien und besucht auf dem Soldatenfriedhof Lommel das Grab seines Bruders Bernhard. Auch ehrenamtlich engagiert sich Heinrich sehr intensiv: Nachdem er bereits seit den 50er Jahren für die Oldenburger Herdbuch-Gesellschaft aktiv ist, übernimmt er im August 1980 das Amt des Hurreler Ortsvorstehers, das er bis zu seinem Tod ausübt. Im Schützenverein Hurrel ist Heinrich zwar Mitglied, doch an Schieß-Wettbewerben mag er sich angesichts seiner Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg nicht mehr beteiligen.
Auch als Ruheständler bleibt Heinrich voll im Tagesgeschäft des mittlerweile von Heino und Ehefrau Karin geführten Hofes integriert. Im Februar 1993 feiert er bei guter Gesundheit seinen 70. Geburtstag, im Juni 2000 dann das Fest der Goldenen Hochzeit. Kurz nach seinem 80. Geburtstag erkrankt er allerdings an Krebs, dem er am 19. August 2005 in der Gewissheit, sein Lebenswerk in tüchtige Hände weitergegeben zu haben, erliegt. Beerdigt ist Heinrich fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.